Armee will schwere Angriffe einstellen - Europäische Außenminister in Colombo erwartet

Hoffnung für Flüchtlinge in Sri Lanka

Im Bürgerkrieg von Sri Lanka gibt es Hoffnung für die Flüchtlinge zwischen den Fronten. Die Armee erklärte am Montag, sie wolle keine schweren Waffen und Kampfbomber mehr gegen die tamilischen Rebellen einsetzen. "Die Kampfhandlungen haben nun ihr Ende erreicht", erklärte die Regierung in Colombo. Priorität habe jetzt die Rettung der Zivilbevölkerung aus der Kampfzone im Nordosten. Die Rebellen bezweifelten die Angaben. Eine Bestätigung von unabhängiger Seite gab es nicht.

 (DR)

Am Mittwoch wollen die Außenminister von Frankreich, Großbritannien und Schweden nach Colombo reisen, um sich ein Bild über Situation zu machen. "Sri Lanka erlebt eine humanitäre Krise, die eine rasche Antwort erfordert", erklärte das UN-Kinderhilfswerk UNICEF in Colombo. "Wir schätzen, dass insgesamt 250.000 Menschen auf rasche Hilfe angewiesen sind."

Die aufständischen "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) kontrollieren im Nordosten der Insel noch einen winzigen Küstenstreifen, dessen Größe auf weniger als zehn Quadratkilometer geschätzt wird. In diesem Gebiet halten die Kämpfer immer noch Zivilisten fest, um den Vorstoß des Militärs zu bremsen. Das Gebiet soll zudem vermint sein.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sollen noch immer 50.000 Menschen in der Bürgerkriegzone sein. Die Regierung spricht hingegen von 15.000. In der vergangenen Woche sollen laut Regierung etwa 100.000 Menschen aus dem Kriegsgebiet entkommen sein. Die erschöpften Flüchtlinge halten sich nach Angaben von Hilfswerken in völlig überfüllten Lagern auf. Viele haben seit Tagen nichts gegessen, sind verletzt oder krank.

Die LTTE widersprach den Angaben der Regierung. Trotz des erklärten Verzichts auf schwere Waffen hätten Kampfflugzeuge Zivilisten bei Mukkivaaykkaal bombardiert, berichtete die LTTE-nahe Website TamilNet.

Die von den Aufständischen vorgeschlagene Waffenruhe hatte die Regierung am Sonntag als "Witz" zurückgewiesen. Die Rebellen stünden vor der Niederlage und sollten sich ergeben, um möglichst viele Menschenleben zu retten. Weil keine neutralen Beobachter ins Krieggebiet dürfen, sind die Angaben schwer nachzuprüfen.

In den vergangenen Tagen hatten sich bereits zwei LTTE-Führer ergeben. Von Rebellen-Chef Velupillai Prabhakaran fehlt weiter jede Spur. Spekulationen zufolge könnte er sich weiter unter Zivilisten versteckt halten, aber auch bereits von der Insel geflohen sein.

Die LTTE kämpft seit 1983 für einen unabhängigen Staat für die tamilische Minderheit in Sri Lanka. In dem Bürgerkrieg kamen bisher mehr als 70.000 Menschen ums Leben. Nach UN-Angaben starben allein seit Januar 6.500 Menschen. Anfang 2008 kündigte die Regierung die Vernichtung der Aufständischen an und startete mehrere Offensiven. Die EU und die USA stufen die LTTE als Terrororganisation ein.

Unicef verstärkt Hilfe für Flüchtlinge
Unicef hat seine Hilfe für die Bürgerkriegsflüchtlinge in Sri Lanka weiter verstärkt. Am Wochenende trafen 50 Tonnen Hilfsgüter in der Hauptstadt Colombo ein. Sie werden ins Bürgerkriegsgebiet im Norden des Landes gebracht. Der Unicef-Hilfsflug brachte Lebensmittel, Materialien zur Wasseraufbereitung und Medikamente. Ein weiterer Hilfsflug wird morgen erwartet. Das Deutsche Komitee für Unicef stellt 100.000 Euro für Soforthilfe bereit.