Piusbrüder feiern 50. Jahrestag ihrer Gründung

"Armee zum Wiederaufbau der Kirche"

Die Piusbrüder waren einst kirchlich anerkannt. Dann zeigten sie sich zunehmend antikonziliar. Die kirchliche Zulassung wurde ihnen entzogen. Jetzt feierten die Piusbrüder ihren 50. Jahrestag.

 (DR)

Mit einer Prozession und einem Festgottesdienst hat die traditionalistische Piusbruderschaft am Wochenende den 50. Jahrestag ihrer Gründung begangen. Wie das Schweizer Portal cath.ch“ (Sonntag) meldete, zogen rund 500 Anhänger der von Rom getrennten Bruderschaft durch die Straßen von Fribourg, um der Eröffnung des ersten Priesterseminars durch Erzbischof Marcel Lefebvre am 13. Oktober 1969 zu gedenken.

In seiner Predigt verurteilte Bischof Bernard Tissier de Mallerais einen "falschen Ökumenismus, der unzählige Seelen" vergifte. Doch Gott habe es gefallen, die Priesterbruderschaft "als kleine Armee zum Wiederaufbau der Kirche" ins Leben zu rufen.

Piusbrüder lehnen Reformen ab

Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet. Sie lehnt viele Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) in der katholischen Kirche ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Konzilslehren hätten die Tradition der Kirche zerstört, so Lefebvre, der selbst als Ordensoberer am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche".

Entzug der kirchenrechtlichen Zulassung

Anfangs kirchlich anerkannt, zeigte sich die Piusbruderschaft zunehmend antikonziliar. 1975 entzog Rom ihr die kirchenrechtliche Zulassung. Nach unerlaubten Priesterweihen wurde Lefebvre 1976 die Ausübung seines Bischofsamts verboten. Indem er 1988 ohne päpstliche Zustimmung vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, zogen sich alle fünf die Exkommunikation zu. Die Weihen Lefebvres sowie die der von ihm Geweihten sind nach dem Kirchenrecht zwar unrechtmäßig, aber gültig.

Rückkehr der lateinischen Messe

Benedikt XVI. (2005-2013) ließ 2007 die alte lateinische Messe wieder allgemein zu und erfüllte damit eine Bedingung der Bruderschaft für die Aufnahme offizieller Gespräche. 2009 hob er als weitere Versöhnungsgeste die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft auf. Damit haben diese die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen weiter untersagt.

In der Folge gab es im Vatikan mehrere Gesprächsrunden über strittige Lehrfragen. 2011 legte der Vatikan der Leitung der Piusbrüder eine "Lehrmäßige Erklärung" über grundlegende Glaubenslehren zur Unterzeichnung vor, von der eine mögliche Wiedereingliederung der Bruderschaft in die katholische Kirche abhängt. 2012 kam der Prozess ins Stocken.

2018 wählte das Generalkapitel der Piusbrüder den Italiener Davide Pagliarani (48) für eine Amtszeit von zwölf Jahren zum Generaloberen.

Er folgte auf Bernard Fellay (61), der die Bruderschaft fast 25 Jahre lang im Bischofsrang leitete.


Pater Davide Pagliarani, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X. / © Philip Frowein (KNA)
Pater Davide Pagliarani, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X. / © Philip Frowein ( KNA )
Quelle:
KNA