Das sagte der Vorsitzende der "Tafel Deutschland", Jochen Brühl, am Dienstag in Berlin. "Das Ziel darf nicht sein, Armut zu verwalten, sondern nachhaltig zu beseitigen. Leider sehen wir in den letzten 25 Jahren kein Vorankommen."
"Armut nachhaltig beseitigen"
Brühl beobachtet eine wachsende Kundschaft, aber weniger Ehrenamtliche bei den Tafeln. Zudem müsse die Lebensmittelspenden-Logistik ausgebaut werden. Diese Probleme hätten sich auch während der Corona-Krise verschärft. Von der Politik forderte der Verband deshalb erstmals auch finanzielle Unterstützung.
Brühl äußerte sich zum 25-jährigen Bestehen der "Tafel Deutschland". 1995 hatten sich die damals bundesweit 35 Tafeln in einem Dachverband organisiert. Heute gehören dem gemeinnützigen Verein nach eigener Darstellung 948 Tafeln mit 60.000 freiwilligen Helfern an. "Gemeinsam retten sie jährlich 265.000 Tonnen Lebensmittel und unterstützen damit 1,65 Millionen Menschen", betonte Brühl.
Enorme Lebensmittelverschwendung
"Die Tafel-Idee ist ein Best-Practice-Beispiel für nachhaltiges Handeln. Wir lindern Armut mit Hilfe von dem, was verschwendet wird. Es ist genug für alle da, und Lebensmittel gehören nicht in den Müll", fügte Brühl hinzu. Immer mehr Menschen nähmen das Angebot der Tafeln nicht als zusätzliche Entlastung wahr, sondern nutzten es als existenzielle Versorgungshilfe. "Die Tafel kann und will aber keine Aufgaben des Sozialstaates übernehmen. Es besteht dringender Handlungsbedarf."
Auch die Lebensmittelverschwendung sei mit rund zwölf Millionen Tonnen immens in Deutschland. "Wir bemerken zwar endlich ein Bewusstsein für das Thema. Getan wird aber noch zu wenig, vom Produzenten bis zum Endverbraucher", sagte der Vorsitzende.