Aserbaidschan zerstört offenbar Kirche in Berg-Karabach

"Staub und Schutt"

Aserbaidschan hat allem Anschein nach in Berg-Karabach eine Kirche dem Erdboden gleichgemacht. Das teilte die Armenologin Jasmin Dum-Tragut mit. Sie beruft sich auf Auswertungen eines Satellitenüberwachungsprogramms.

Konfliktregion Berg-Karabach / © Damian Pankowiec (shutterstock)
Konfliktregion Berg-Karabach / © Damian Pankowiec ( shutterstock )

Dieses wurde von der Cornell-Universität in den USA 2021 gestartet. Das Programm nennt sich "Caucasus heritage watch".

Bei dem zerstörten Gotteshaus handelt es sich demnach um die Kirche Johannes des Täufers in Schuschi, gemeinhin als "Grüne Kirche" bekannt. Die 1847 errichtete Kirche war eine bedeutende Sehenswürdigkeit von Schuschi und wurde im Karabach-Krieg 2020 beschädigt.

Nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands hatte die Diözese der russisch-orthodoxen Kirche von Baku versucht, sich die armenische Kirche anzueignen und zu renovieren, so Dum-Tragut. Dies sei aber nicht gelungen: "Nun ist die Kirche nur mehr Staub und Schutt."

Angriff im September 2023

Im September 2023 hatte Aserbaidschan die armenische Enklave Berg-Karabach, die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, mit überlegenen militärischen Mitteln angegriffen. Schon nach einem Tag war der Krieg entschieden. Dem Angriff vorausgegangen war eine rund neun Monate dauernde Totalblockade Berg-Karabachs durch Aserbaidschan. Mehr als 110.000 Armenier mussten schließlich im September über Nacht ihre Heimat verlassen.

Die Armenien-Expertin Dum-Tragut hat immer wieder eine weitgehende Untätigkeit des Westens angeprangert. Unter anderem kritisierte sie, dass nicht genug zum Schutz des armenischen Kulturguts auf von Aserbaidschan kontrolliertem Gebiet unternommen werde. Aktuell sei das Schicksal von mehr als 4.000 ungeschützten Kulturdenkmälern ungewiss, darunter etwa 300 Kirchen und Klöster, aber auch viele Friedhöfe.

Auszeichnung des Stephanus-Sonderpreises

Die Armenologin wird an diesem Samstag in Bonn mit dem diesjährigen Stephanus-Sonderpreis ausgezeichnet, der von der Frankfurter Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen verliehen wird. Die Stiftung würdigt damit Personen, die sich in einer besonderen Weise für Menschenrechte, Religionsfreiheit und den christlichen Glauben einsetzen.

Bisherige Preisträger waren unter anderen der libanesische Jesuit Samir Khalil Samir, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun aus Hongkong, die iranische Bürgerrechtlerin Fatemeh Mary Mohammadi oder der eriträische Patriarch Abuna Antonius.

Quelle:
KNA