Theologe befürchtet keine Spaltung der Gesellschaft in Impffrage

"Auch ein irrendes Gewissen verpflichtet"

Beim Thema Impfen befürchtet Ethikratsmitglied Andreas Lob-Hüdepohl zurzeit keine Spaltung der Gesellschaft. Einige der Ungeimpften können noch mit einer angemessenen Ansprache oder niedrigschwelligen Impfangeboten erreicht werden.

Symbolbild Impfen Corona Impfung Pflaster / © Alexxndr (shutterstock)
Symbolbild Impfen Corona Impfung Pflaster / © Alexxndr ( shutterstock )

Ethikratsmitglied Andreas Lob-Hüdepohl befürchtet derzeit keine Spaltung der Gesellschaft in der Impffrage. Viele Ungeimpfte könnten noch erreicht werden, wenn man sie angemessen anspreche oder ihnen niedrigschwellige Impfangebote mache, sagte der katholische Theologe am Montag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es gebe nur eine kleine Gruppe von Personen, die sich bewusst nicht impfen lassen wollten. "Das ist ihr gutes Recht. Ihnen würde ich aber nicht vorwerfen, dass sie die Gesellschaft spalten."

Kostenpflichtige Tests

Für gerechtfertigt hält es der Sozialethiker allerdings, wenn Impfunwillige für ihre Tests künftig selbst zahlen müssten. "Es ist meine freie Entscheidung, auf den eigenen Gesundheitsschutz zu verzichten. Aber dann muss ich auch die Konsequenzen tragen und nicht andere dafür in Haftung nehmen", sagte der Theologe. Die Kosten für zwei bis drei Tests pro Woche könnten sich schnell auf bis zu 250 Euro im Monat belaufen. "Warum soll die Solidargemeinschaft dafür haften und dieses Geld an anderer Stelle den wirklich Bedürftigen vorenthalten", fragte er. Anders sei es bei denen, die sich nicht impfen lassen können. "Hier ist die Solidargemeinschaft aus guten Gründen in der Pflicht, deren Tests zu bezahlen. Das ist dann Teil der Krankheitskosten."

Verhalten sich Impfverweigerer unsolidarisch?

Auf die Frage, ob sich Impfverweigerer unsolidarisch oder - theologisch formuliert - sündhaft verhalten, sagte der Sozialethiker, unsolidarisch verhielten sich diejenigen, die sich wider besseren Wissens nicht impfen ließen, in der heimlichen Hoffnung, dass andere schon für den nötigen Schutzschirm sorgten. "Dasselbe gilt für Impfgegner, die sich in dumpfe Verschwörungsmutmaßungen einigeln oder mit schwer erträglichen Drohungen und Hassmails Befürworter von Impfungen einschüchtern wollen."

Wer der festen Überzeugung sei, dass das Impfen schwere oder gar tödliche Folgen haben könne, handele nicht unsolidarisch und müsse respektiert werden, sagte Lob-Hüdepohl. "Auch ein irrendes Gewissen verpflichtet."


Theologe Andreas Lob-Hüdepohl / © Julia Steinbrecht (KNA)
Theologe Andreas Lob-Hüdepohl / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA
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