DOMRADIO.DE: 40 Tage ist es her – da saßen wir besinnlich unter der Nordmanntanne und haben Lebkuchen geknabbert. Und 40 Tage nach Weihnachten ist heute (2. Februar) wieder ein Fest, weniger bekannt, - nämlich "Darstellung des Herrn", im Volksmund besser bekannt als „Mariä Lichtmess“. Überall finden deshalb heute Gottesdienste statt. So auch im Kölner Dom heute Abend um 18:30 Uhr, den DOMRADIO.DE live überträgt. Was genau feiern wir denn an Mariä Lichtmess eigentlich?
Robert Kleine (Dom- und Stadtdechant in Köln): Wir feiern, dass Maria und Josef das getan haben, was für sie als fromme Juden vorgeschrieben war. Im Gesetz des Mose, als im Alten Testament steht, dass eine Frau, die ein Kind geboren hat, unrein ist und anschließend wieder rein ist nach 40 Tagen.
Das klingt für uns etwas seltsam, 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes und 80 Tage nach der Geburt einer Tochter. Und diese 40 Tage sind ja dann vorbei, von Weihnachten her gerechnet. Und dann gehen sie, wie es im Alten Testament gefordert ist, in den Tempel, danken für die Geburt des Kindes und sind dann sozusagen wieder rein.
Und zur Reinigung wird dann ein Opfer im Tempel dargebracht. Und so heißt es dann auch in der Liturgie:"Als sich für sie die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hat."
DOMRADIO.DE: Warum Lichtmess, warum dieser Name? Das Licht der Welt, die Geburt Jesu haben wir eigentlich an Weihnachten gefeiert.
Kleine: Weil im Tempel zwei Personen auf die drei zukommen Maria, Josef und das Kind, nämlich Hanna, eine Prophetin und der greise Simeon. Und der sagt, als er dann das Kind sieht, dass sich sozusagen für ihn das Heil offenbart hat: "Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel."
Und diese Aussage war auch Grund, dass man zunächst einige Jahrhunderte lang dieses Fest gefeiert hat, 40 Tage nach drei Könige, da kamen ja die Heiden, nämlich die Könige, zum Kind. Dann aber 40 Tage nach Weihnachten quasi vorgezogen auf den 2. Februar. Und das Licht der Welt kam Weihnachten zur Welt. Und deshalb endete damals mit dem Fest bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil auch die Weihnachtszeit mit diesem Lichtfest.
DOMRADIO.DE: Und aus diesen Gründen ist es auch immer noch so, dass heute Krippen noch bis zum heutigen Tag stehen und Weihnachtsbäume in den Kirchen?
Kleine: Ja. Offiziell endet die Weihnachtszeit am Sonntag nach Drei Könige, das ist das Fest Taufe des Herrn. Damit beginnt sozusagen der erwachsene Jesus sein öffentliches Wirken. Und im Dom ist damit auch schon an Bäumen alles abgeräumt. Aber es ist die alte Tradition, dass viele noch Bäume spätestens bis 2. Februar stehen lassen, auch die Krippen.
Denn die Heiligen Drei Könige sind ja auch gerade erst angekommen und da müssten sie schon eingepackt werden. Das ist das alte Brauchtum, die Krippen oftmals noch stehen zu lassen.
DOMRADIO.DE: Zum Gottesdienst am Abend zu Mariä Lichtmess kann man seine eigene Kerze mitbringen. Was hat es mit dieser Tradition auf sich?
Kleine: Ja, das ist auch schon früh bezeugt in der Kirche, dass man Kerzen gesegnet hat, etwa ab dem vierten Jahrhundert. Wegen dieser Aussage, dass das Licht in die Welt gekommen ist, wurden oftmals dann die Kerzen gesegnet, die das Jahr über in den Kirchen brennen. Und gleichzeitig konnten natürlich später auch die Gläubigen Kerzen mitbringen.
Diese Tradition haben wir weiterhin, dass also der Gottesdienst heute beginnt mit einer Kerzenweihe. Und es sind heute nicht mehr alle Kerzen, die zum Beispiel im Dom brennen, da wird das ganze Jahr über geliefert, aber eine bunte Auswahl von kleinen Kerzen bis hin zu den Kerzen für den Blasius-Segen, der wird ja auch schon bald gespendet am Fest des Heiligen Blasius (3. Februar).
DOMRADIO.DE: Ich muss jetzt keine besondere Kerze mitbringen, wenn ich die segnen lassen möchte. Kann es auch ein Teelicht sein?
Kleine: Ja, natürlich. Gläubige können die mitbringen und dann wird die gesegnet. Und natürlich ist das symbolisch dafür, dass immer, wenn wir eine Kerze anzünden, es ja hell wird. Und gerade in diesen Zeiten, in den unfriedlichen Zeiten des Krieges, ist es auch ganz gut, eine Kerze zu haben, die man anzündet, besonders im Gebet um den Frieden.
Das Interview führte Tobias Fricke