Zwar dürfe die Pandemie nicht schöngeredet werden, "aber wir können - und ich meine, wir sollten - aus dieser Erfahrung unbedingt lernen, persönlich und als Gesellschaft", sagte Marx in einem Radiobeitrag für den Bayerischen Rundfunk. Dieser wird am Samstag um 17.55 Uhr in Bayern 2 ausgestrahlt.
Reflektieren, was uns wichtig ist
So gehe es darum zu reflektieren: "Was ist uns wichtig im Leben? Worauf kommt es an? Kann ich mit plötzlichen Veränderungen meines Lebens umgehen?" Die Corona-Pandemie habe im Bezug auf alltägliche Vorhaben und besondere Ereignisse gelehrt, dass das Leben nicht überraschungsfrei sei, weder im positiven noch im negativen Sinn, so Marx.
Festes Fundament für anstehende Stürme
Vielen falle es schwer, "das vergangene Jahr einfach hinter sich zu lassen, weil zu viel passiert ist und weil für das neue Jahr noch so wenig klar ist". Doch wie der Januar, so lenkten auch Krisen den Blick auf das zurück, "was wir hinter uns lassen, und voraus auf das, was sich entwickeln kann".
Immer wenn es schwerfalle, aufkommende Ungewissheit auszuhalten, dürften die Menschen auf den Trost und Beistand Gottes vertrauen, sagte der Kardinal. Zugleich appelliert er, den Optimismus nicht zu verlieren: "Angst und Hoffnung, Sorgen und Freuden sind nicht immer ins Gleichgewicht zu bringen. Wir brauchen für die Stürme und Herausforderungen des Lebens ein festes Fundament: Hoffnung und Gelassenheit!"
Kardinal Marx: Für Krisen ist Maria eine gute Begleiterin
Das Jahr 2020 hat nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx gelehrt, "dass wir die Kraft finden müssen, durch Krisen durchzugehen, auch wenn sie größer sind, als wir uns das vorgestellt haben". Um mit positiven und negativen Überraschungen umzugehen, bräuchten Menschen Kraftquellen wie Freundinnen und Freunde, Gemeinschaft und die Familie, sagte Marx am Abend des Neujahrstags im Münchner Liebfrauendom. Noch liege 2021 "wie ein weißes Blatt vor uns, voller Erwartungen und Sehnsüchte, voller Befürchtungen und Ängste". Dennoch seien Pläne und Ziele bereits gesetzt.
Umso wichtiger sei es, für das neue Jahr eine gute Begleitung mit auf den Weg zu nehmen, betonte der Kardinal. Am 1. Januar lade die Kirche dazu ein, auf die Gottesmutter Maria zu schauen, deren Hochfest an diesem Tag gefeiert wird. Deshalb rief er dazu auf, "sich selbst und das neue Jahr unter den Schutz Mariens zu stellen" und deren besonderen Schutz zu erbeten. "Das ist etwas, was gerade uns hier in München - wo wir den Dom zu Unserer Lieben Frau haben und die Gottesmutter unsere Patronin ist - aufgetragen ist", sagte der Erzbischof von München und Freising.
Der Blick auf Maria sei für ihn und für viele Menschen immer wieder ein "Bild des Trostes", sagte Marx. Das vergangene Jahr sei auch für die Kirche turbulent gewesen. Für den Reformdialog Synodaler Weg wünschte sich Marx, dass dieser ein Weg des Gebetes und der Unterscheidung sein möge. Zugleich erinnerte er daran, dass auch im Münchner Erzbistum ein Weg gegangen werde, wo neu überlegt werden müsse: "Wo sind die Prioritäten für die nächsten Jahre?" Auch diesen Strategieprozess wolle er, so der Kardinal, unter den Schutz Mariens stellen.