Hilfswerk warnt vor katastrophalen Zuständen in Lateinamerika

"Auf Covid-19 folgen Hunger und Gewalt"

Lateinamerika droht nach Einschätzung des Hilfswerks Adveniat eine humanitäre und ökologische Katastrophe. Bereits jetzt sei mehr als eine halbe Million Lateinamerikaner mit Corona infiziert. Die Dunkelziffer sei vermutlich deutlich höher.

Kreuz für ein Grab auf dem Friedhof in Manaus, Brasilien / © Alex Pazuello/Semcom/Prefeitura Manaus (dpa)
Kreuz für ein Grab auf dem Friedhof in Manaus, Brasilien / © Alex Pazuello/Semcom/Prefeitura Manaus ( dpa )

Hauptgeschäftsführer Michael Heinz bezog sich dabei auf Angaben der  Weltgesundheitsorganisation WHO. "Staatliche Stellen sind oft völlig überfordert, fallen aus oder sind gar nicht vorhanden", so Heinz. Zudem würden im Schatten der Krise politische Fragen ohne interne Kontrollen geklärt. Das gelte besonders für Brasilien, einem Hotspot der Pandemie.

"Auf Covid-19 folgen Hunger und Gewalt"

Dass das Land inzwischen die weltweit dritthöchste Zahl an bestätigten Corona-Fällen zähle, hänge auch damit zusammen, dass Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro die Gefahr kleinrede und Corona als eine Erfindung der Medien bezeichne.

"Auf Covid-19 folgen Hunger und Gewalt", so der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks. Millionen Einwohner des Halbkontinents könnten sich aufgrund von Ausgangssperren nicht mehr ernähren. Der

2,5 Millionen Euro hohe Corona-Sonderfond von Adveniat sei bereits ausgeschöpft. "Das zeigt, wie nötig Grundnahrungsmittel, Medikamente und Hygieneartikel gebraucht werden", sagt Pater Heinz. Die Kirche übernehme derzeit in vielen Ländern Lateinamerikas die Versorgung der Armen.

Indigene besonders betroffen

Von Corona besonders betroffen ist laut Angaben von Adveniat die arme indigene Bevölkerung. Sie habe dem Virus oft keine Immunabwehr entgegenzusetzen. Vor allem in Brasilien seien die Indigenen aber nicht nur dem Virus schutzlos ausgeliefert, sondern auch den Bergbauunternehmen und den illegalen Holzfällern, "die einen unvorstellbaren Raubbau an der Natur betreiben".

Am Montag hatte bereits das kirchliche Amazonas-Netzwerk Repam Alarm geschlagen. Als Repam-Mitglied unterstütze Adveniat den Appell, der vor einer "Verwüstung von beispiellosem Ausmaß" warne, sagte Heinz.

"Es ist fünf nach zwölf! Wir müssen den Uhrzeiger zurückdrehen, sonst wird unser Planet das nicht überleben! Wir sind, wie es in dem Repam-Aufruf heißt, in einem entscheidenden Moment nicht nur für Amazonien, sondern für die gesamte Menschheit."


Quelle:
KNA