Ein dreidimensionales Tastmodell aus Bronze ermöglicht Blinden und Sehbehinderten nun, den Kaiserdom in Speyer mit den Händen zu erkunden. Das Modell im Maßstab 1:100 steht seit dieser Woche auf einem Sockel an der Südseite des Doms, wie das Bistum mitteilte. Es ist 150 mal 80 Zentimeter groß und soll Sehbehinderten ermöglichen, die Formen und Dimensionen der romanischen Kathedrale zu ertasten. Sehende können ebenfalls Bereiche des Doms erkunden, die in der Regel nicht einsehbar sind. Das Modell wurde von den Bildhauern Egbert und Felix Broerken gefertigt, die bereits die Tastmodelle der Dome in Worms und Mainz entwarfen.
Finanzierung durch Spenden
Das Modell hat laut Bistum rund 40.000 Euro gekostet und wurde von Spenden des Lions Club Speyer sowie der Unternehmer Susanne Klatten und Stefan Quandt finanziert. Für 5.000 Euro wurde mit Fördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz zudem ein Leitsystem eingerichtet, das Blinde auf das Modell aufmerksam machen soll. Zudem gibt ein Schriftzug in Brailleschrift und normaler Schrift Infos zum Dom.
Inklusion als Glaubensaufgabe
Der Kaiserdom zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher Architektur und ist seit 1981 Unesco-Weltkulturerbe. Die größte erhaltene romanische Kirche der Welt ist als Grabstätte der salischen Herrscher Symbol des Kaisertums.
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann segnete das Modell zur Eröffnung. Er sprach von Inklusion als einer Glaubensaufgabe. Das Modell ermögliche ein inneres Sehen, das für alle Menschen im Leben unerlässlich sei. "Ohne ein inneres Sehen nutzt das äußere Sehen nichts", so Wiesemann. In diesem Sinne sei auch beim Dom entscheidend, was bei seiner Betrachtung oder Betastung im Innern des Menschen passiere.