Auf Wegen durch die Heimat

Wandern im Herbst

Wandern im klassischen, romantischen Sinne, das bedeutet, die Heimat zu verlassen. Wandern heute heißt aber auch, sehr bewusst Heimat zu durchwandern, die eigene Heimat und die Heimat anderer.

Stille Wege in der Ostschweiz / © St.Q. (DR)
Stille Wege in der Ostschweiz / © St.Q. ( DR )

Zwei Drittel der Deutschen wandern gern und regelmäßig, und das am liebsten in der Heimat, also durchaus auf den nahen Pfaden der heimischen Mittelgebirge. Der Grund ist naheliegend: es tut einfach gut und auch die Wege vor der eigene Tür sind abwechslungsreich und wollen entdeckt werden.

An diesem Wochenende zum Beispiel lädt der Schwäbische Albverein zu seinen Wandertagen ein unter dem Motto „Heimat erleben“. Der Vorteil des vielfältigen Angebotes: geschulte Wanderführer gehen vorneweg und öffnen den Wanderern noch ein wenig mehr die Augen für die heimatliche Landschaft.

Solche Wanderführer, die meist auf den Wegen über die sie führen groß geworden sind, sind es, die durch ihre Leidenschaft für die eigene Heimat einen tiefen Einblick geben können in die Geschichte und den Menschen vor Ort.
Jörgl Kaufmann zum Beispiel ist so einer, er führt seit Jahrzehnten über die Bergwege hoch über Schenna in Südtirol und hat noch erlebt, wie früher alles selbst angebaut und das Brot für Monate im Voraus gebacken wurde.

Sich die Sorgen ablaufen

Ganz oben im Norden auf Usedom ist Brigitte Will mit ihrem Pferdefuhrwerk unterwegs, das vor der Wende noch Kohlen transportierte, jetzt sitzen Urlauber darin und Brigitte Will erzählt von ihrer Heimat.

An der Erft nahe bei Köln tauft Wanderführer Alfred Pieler Wanderer mit dem Wasser des Flusses. Es ist ein Eintauchen in die Heimat, ein Ritual, das auch anknüpft an den früheren Brauch, für die kirchliche Taufe Erftwasser zu verwenden.

Und die Sauerländer, die an sich gern unterwegs sind auf ihren heimatlichen Wegen durch das Land der tausend Berge,  wissen oft gar nicht, dass es vor der Tür uralte Handels- und Pilgerwege gibt wie zum Beispiel die Heidenstraße, die als Teil des Jakobsweges wiederentdeckt wird. Der „echte“ Pilgerweg in Spanien muss es gar nicht sein, sagen sie, eine Einkehr in die Jakobskapellen am Sauerländer Wegrand und das Pilgern auf der eigenen Heidenstraße genüge schon, „um sich Sorgen abzulaufen“.

Heimat eine Sehnsucht

Ob Pilgern oder Wandern – das Unterwegssein ist immer auch mit einer Sehnsucht verbunden. Vielleicht weil man so eine schöne Heimat wie Südtirol oder Usedom seine eigene nennen möchte. Vielleicht weil Heimat überhaupt ein Gefühl der Sehnsucht ist. Das ist dann der tiefere Grund, warum Menschen sich auf den Weg machen.