Aufschwung beschert evangelischer Kirche mehr Steuereinnahmen

Kurzer Stopp des Sinkfluges

Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) verzeichnet in diesem Jahr durch die anhaltende Konjunktur mehr Kirchensteuereinnahmen. Erwartet wird gegenüber 2006 ein Zuwachs um zwölf Prozent auf rund 560 Millionen Euro, wie Oberkirchenrat und EKiR-Finanzdezernent Georg Immel am Montagabend in Düsseldorf mitteilte. Grund dafür sei vor allem der deutliche Anstieg sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze.

 (DR)

Mittelfristig werde der anhaltende Aufschwung den "Sinkflug" der rheinischen Kirche wegen der demografischen Entwicklung aber kaum aufhalten, sagte Immel. In den nächsten 30 Jahren rechnet die EKiR mit einem Rückgang ihrer Mitgliederzahl um ein Drittel. Diese Entwicklung werde begleitet von einem anhaltenden Sinken der Kirchensteuereinnahmen um mindestens ein Prozent pro Jahr.

Die Zahl der Kirchenaustritte ist aber zunächst weiter rückläufig. Mit einem Rückgang um vier Prozent oder 13 630 Personen registrierte die EKiR 2006 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) die geringste Zahl an Austritten seit 1980. Damit zählte die zweitgrößte deutsche Landeskirche in ihrem Gebiet zwischen Emmerich und Saarbrücken Ende 2006 rund 2,92 Millionen Mitglieder, von denen 78 Prozent oder 2,28 Millionen in Nordrhein-Westfalen lebten.

Eine immer größere Rolle spielen in der evangelischen Kirche die Theologinnen im Pfarramt. Sie stellen den Angaben zufolge inzwischen rund ein Drittel der 2227 Geistlichen gegenüber einem Anteil von 21 Prozent im Jahr 1994. Der Frauenanteil wird sich in den kommenden Jahren weiter vergrößern: Im Vikariat haben die Frauen mit einem Anteil von 53 Prozent inzwischen ebenso die Mehrheit wie unter den Studierenden der Theologie mit 56 Prozent.

Der Kirchentag war herausragend
Das Thema der kommenden Landessynode - Globalisierung - zehrt auch von Gedanken und Anregungen des Kirchentags in Köln im vergangenen Juni. Das sei ein Gewinn aus dem 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag, so Präses Nikolaus Schneider.

Beim Jahrespresseabend am 3.12. nannte der Präses den Kirchentag "das herausragende Ereignis des Jahres 2007". Er blicke "mit großer Dankbarkeit auf dieses wunderbare Fest des Glaubens zurück", so der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) am Montagabend vor Journalistinnen und Journalisten.

Der Kirchentag habe in rheinischer Weltoffenheit, Fröhlichkeit und Frömmigkeit ernsthafte Diskussion und ausgelassenes Feiern, Gebet und Gesang, angeregtes Gespräch und andächtiges Schweigen in Einklang gebracht.

Aus Sicht des Präses hinterlässt der Kirchentag auch Verpflichtungen - darunter die beeindruckende Atmosphäre des ökumenischen Gottesdienstes im Kölner Dom. Eine zweite Verpflichtung bleibe die tiefe Ernsthaftigkeit der Diskussionen um Krieg und Frieden, Globalisierung und Klimaveränderung.

Moscheebau-Debatte ohne Schärfe
Zu sprechen kam der Präses beim Jahrespresseabend noch einmal auf die Debatten um den Bau einer Moschee in Köln. "Religionsfreiheit muss für alles gelten. Also muss der Moscheebau in Köln möglich sein." Zugleich bekräftigte der Präses, dass mit dem Bauherrn DITIB "auch der türkische Staat mit am Tisch" sitze.
Und die Türkei müsse sich fragen lassen, wie sie es mit der Religionsfreiheit halte. Außerdem wandte sich der Präses gegen die "verletzende Schärfe" in der Diskussion um den Moscheebau. "Die Debatte braucht eine Abkühlung."

Besondere Chance für Gemeindemitglieder: Vizepräsident Christian Drägert
Als "besondere Chance für Gemeindemitglieder" hat Vizepräsident Christian Drägert für die Beteiligung an der Presbyteriumswahl am 24. Februar 2008 geworben. Schließlich könnten die Gemeindeglieder "selbst bestimmen, wer in den kommenden vier Jahren die jeweilige Ortsgemeinde leiten wird". Aufgerundet 10.000 Menschen leiten zwischen Emmerich und Saarbrücken die Geschicke der Kirchengemeinden.
Bei den Wahlen im kommenden Jahr gilt ein verändertes Wahlgesetz, das die Zahl der Gemeinden, die wirklich wählen, noch einmal erhöhen soll. Zuletzt war vielerorts die Zahl der Wahlvorschläge nicht größer als die der Plätze. Drägert: "Mancherorts war die Nicht-Wahl über Jahrzehnte fast eine Tradition - aber eine, die unserem Kirchenbild und dem Geist unserer Ordnung nicht entspricht."

Nicht nur die Presbyterinnen und Presbyter: Die Ehrenamtlichen sind "das Salz der Erde", sagte Vizepräses Petra Bosse-Huber. Sie seien der "Stoff, ohne den der Leib Christi nicht leben könnte". Und deshalb steht der neue Ehrenamtspreis der rheinischen Kirche auch unter dem Motto "Ihr seid das Salz der Erde". Am kommenden Samstag, 8. Dezember, wird der Präses ihn erstmals überreichen. 114.600 Menschen arbeiten in der rheinischen Kirche ehrenamtlich mit.

Stichwort Landessynode
Die Landessynode tagt vom 6. bis 11. Januar in Bad Neuenahr. "Wirtschaften für das Leben" lautet das Papier zum Hauptthema Globalisierung, das der Synode zu Beratung und Beschluss vorliegt. Vorträge zum Thema Globalisierung werden der ehemalige Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Dr. Konrad Raiser, sowie der Wissenschaftliche Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn, Dr. Meinhard Miegel, halten.

Neben Kirchenkreisanträgen und Kirchengesetzen wird die Landessynode den landeskirchlichen Haushalt beraten und beschließen. Am Montagvormittag wird Präses Nikolaus Schneider den Präses-Bericht erstatten.