Himmelsgucker und Hobby-Astronomen können sich freuen: Dieser August wird interessant. Auch wenn die partielle Mondfinsternis an vergangenen Montag schon die Nachtschwärmer gen Himmel blicken ließ, weint in diesem Monat der Himmel: Wenn die Erde die Bahn des Kometen Swift-Tuttle quert, fällt eine große Menge Trümmer des Kometen in die Erdatmosphäre und verglüht. Niemals sonst im Jahresverlauf lässt sich eine so große Menge an Sternschnuppen beobachten.
Die Sternschnuppen scheinen aus dem Sternbild Perseus zu kommen, daher die Bezeichnung Perseiden. Im Volksmund werden sie auch als "Tränen des Laurentius" bezeichnet, weil sie um den Namenstag dieses populären Heiligen am 10. August zu sehen sind.
Für 2017 prognostizieren Astronomie-Experten eine eher mittelmäßige Ausbeute. Laut Portal www.leoniden.net sind die meisten Sternschnuppen - bis zu 100 in der Stunde - in der Nacht von diesem Samstag auf Sonntag zu sehen.
Mond und Wetter spielen eine Rolle
Allerdings: Der noch zu Dreiviertel volle Mond geht gegen 23.00 Uhr auf - und stört während der gesamten Nacht die Beobachtung der lichtschwächeren Meteore. "Helle Sternschnuppen, welche bei den Perseiden reichlich vorkommen, sind aber auch unter diesen Bedingungen gut sichtbar", so die Experten. "Daher sollte sich niemand von einer Sternschnuppennacht unter freiem Himmel abhalten lassen." Allerdings könnte auch das Wetter vielerorts den Sternguckern einen Strich durch die Rechnung machen.
Auch in den Nächten davor und danach werden Hunderte der meist millimeterkleinen Gesteinsbrocken mit 60 Kilometern pro Sekunde, das sind 216.000 Kilometer pro Stunde, in die Erdatmosphäre eintreten und in 80 bis 300 Kilometer Höhe durch Reibungshitze verglühen.
Die Zahl der Sternschnuppen ist nicht in jedem Jahr gleich: Denn Swift-Tuttle kommt nach Angaben des Bonner Astronomen Michael Geffert nur rund alle 134 Jahre der Umlaufbahn der Erde besonders nahe - zuletzt 1992 und das nächste Mal 2126. In Sonnennähe verliert ein Komet bei jedem Umlauf einen Teil seiner Materie. Die Überreste verteilen sich etwa so, als verlöre ein LKW beim Fahren Sand von der Ladefläche.
"Laurentius-Tränen"
Der Begriff "Laurentius-Tränen" leitet sich vom Märtyrer Laurentius her, der am 10. August 258 in Rom auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein soll. Dabei soll der Heilige einerseits Tränen über die Sünden seiner Mitmenschen vergossen haben. Andererseits berichtet die Legende von einem unter Qualen lachenden Märtyrer: Er soll dem Henker befohlen haben, ihn auf dem Feuer zu wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar. Seitdem gilt Laurentius als Nothelfer für Brandverletzte und Fieberleidende sowie als Patron der Feuerwehrleute, Köche, Bäcker, Glasbläser und Köhler. Außerdem soll er vor den Qualen des Fegefeuers bewahren.
Realistisch sind Berichte, nach denen Laurentius als einer der sieben Diakone in Rom für die Finanzen und die Armenfürsorge zuständig war. Nachdem Kaiser Valerian von ihm vergeblich die Herausgabe von kirchlichen Gütern verlangt hatte, wurde er hingerichtet. Laurentius wurde zu einem der meistverehrten Heiligen. Über seinem Grab ließ 330 Kaiser Konstantin die Kirche S. Lorenzo fuori le mura errichten. In der Krypta ruhen seine Gebeine zusammen mit denen des Stephanus; die beiden gelten als die Erzmärtyrer.
Nach dem Sieg Kaiser Ottos I. über die Ungarn am Laurentiustag 955 verbreitete sich der Kult noch stärker. Das Haupt von Laurentius lag bis zum Ausgang des Mittelalters in Mönchengladbach, nun ruht es im Vatikan. Der Laurentius-Tag erhielt darüber hinaus eine wichtige Bedeutung im Brauchtum. "Laurentiusbrot" wurde gesegnet und an Arme, oft auch an das Vieh, verteilt. "Laurenzilorbeer", die oft meterhohe, gelbblütige Goldrute, gilt als Heilmittel.
Im Bauernkalender ist Laurentius als erster "Herbstbruder" angeführt, der den Beginn des Anbaus der Feldfrüchte des Herbstes ankündigt. Dem Laurentiustag wurde auch Bedeutung für die Wettervorhersage zugemessen. "Laurentius im Sonnenschein, / wird der Herbst gesegnet sein", heißt es.