Eines ist jetzt schon klar: Kein Pilger und keine Pilgerin wird in Aveiro auf der Luftmatratze, in einer Turnhalle oder einer Schule übernachten. Das hat der Bischof des Bistums schon vor Monaten klargestellt und unermüdlich um Gastfamilien geworben. "Der Glaube kann nur in Gemeinschaft stattfinden", sagt António Manuel Moiteiro Ramos, "und die kleinste Einheit von Kirche ist die Familie. In der Familie wird das Leben geteilt, das Brot, der Glaube. Und wenn die Jugendlichen kommen, werden sie das bei uns alles kennenlernen. Ich denke, das ist eine große Bereicherung."
Über 4.300 Pilger aus aller Welt werden vom 26. bis zum 31. Juli 2023 im Bistum Aveiro zu den Tagen der Begegnung erwartet, die traditionell vor jedem Weltjugendtag stattfinden und den Jugendlichen die Gelegenheit geben sollen, Land und Leute besser kennenzulernen. Die Deutschen kommen unter anderem aus den Bistümern Köln, Trier, Essen, Magdeburg, Bamberg, Würzburg und Mainz. Die Vorbereitungen in Aveiro laufen bereits seit Monaten auf Hochtouren: "Das wird fantastisch!", sagt der Programmverantwortliche Tiago Santos: "Wir werden tolle Momente erleben: Feiern, viel Freude und unseren gemeinsamen Glauben!"
Weltjugendtagspatronin Johanna
Das Bistum Aveiro liegt 250 Kilometer nördlich von Lissabon am Meer. Dort ist auch Johanna von Portugal begraben, die eine der Weltjugendtagspatroninnen ist. Sie wurde 1452 als Tochter des portugiesischen Königs Alfons V. geboren. Doch sie lehnte das adelige Leben ab, schlug alle Heiratsangebote aus und trat in den Dominikanerorden ein. Obwohl sie bis heute lediglich seliggesprochen wurde, wird sie in Portugal als die "Heilige Prinzessin Johanna" verehrt. "Für uns ist sie deshalb so wichtig, weil Aveiro im 15. Jahrhundert sehr arm war", erklärt Tiago Santos. "Johanna verzichtete auf den Reichtum ihrer Familie und kümmerte sich um die Armen und Kranken. Damit ist sie für uns eine wichtige Zeugin des Glaubens."
Der Besuch ihres Grabes und des Klosters, in dem sie lebte und das heute das Stadtmuseum ist, steht für die Weltjugendtagspilger auf dem Programm, ebenso wie eine Fahrt zu den Marienwallfahrtsorten des Bistums und ein Picknick am Strand. "Natur, Kultur, Gemeinschaft und ein großes Abschlussfest haben wir geplant", sagt Tiago. "Und was man unbedingt gesehen haben sollten, sind natürlich die vielen bunten Boote und kleinen Kanäle, die sich durch die ganze Stadt ziehen. Denn Aveiro wird auch 'das Venedig Portugals' genannt!"
Vorfreude in den Gemeinden
In den einzelnen Gemeinden ist man auch schon mit großem Eifer bei den Vorbereitungen, die Menschen sind stolz darauf, Gastgeber des Weltjugendtages zu sein. Für Marina Costa und ihren Mann Alvar aus Palhaça war das gar keine Frage: Sie möchten zwei junge Gäste aus Deutschland aufnehmen. Ihre Tochter sei 2016 beim Weltjugendtag in Krakau gewesen, erzählt Marina, jetzt sei sie glücklich, dass sie sich revanchieren könne: "Wir freuen uns sehr und werden sicher eine tolle Woche hier haben!"
Auch die verschiedenen Vorbereitungsteams sind bereits seit Monaten beschäftigt: Tania Silva engagiert sich als Freiwillige im Organisationskomitee in Aveiro, 2011 war sie beim Weltjugendtag in Madrid: "Das war so eine tolle Erfahrung, darum möchte ich jetzt helfen, dass die Pilger, die zu uns kommen, so etwas in Portugal auch erleben. Wir empfangen sie hier mit offenen Armen!", sagt die 33-Jährige. Und für André Dinis wird es der erste Weltjugendtag sein, auch er hilft bei den Vorbereitungen: "Christus und Gott waren schon immer ein großer Teil meines Lebens und haben sich mir in den besten Momenten gezeigt. Ich freue mich darauf, das mit Jugendlichen aus aller Welt zu teilen", sagt der 28-Jährige.
Und was darf man in Aveiro auf keinen Fall verpassen? Da sind sich alle vor Ort einig: Die "ovos-moles" ("weiche Eier"), eine typische Süßigkeit aus der Region und die Kalorienbombe schlechthin, weil sie fast ausschließlich aus Eigelb und Zucker besteht.
"Die schmecken wirklich spektakulär!", versichert Tiago Santos: Der Legende nach erfanden Nonnen im Dominikanerkloster „Mosteiro de Jesus“ in Aveiro sie im Mittelalter, als es noch üblich war, Tuniken und Soutanen mit der Hilfe von Eiweiß zu stärken. Weil dabei so viel Eigelb übrigblieb, begannen sie, dieses mit Zucker zu vermischen und als Spezialität zu verkaufen. Bis heute werden die Ovos-Moles wegen ihrer Geschichte in Oplaten serviert. Und weil Aveiro am Meer liegt, haben sie immer die Form von Fischen, Muscheln und Booten.