Christmetten in Bayern: Katholische Bischöfe erhoffen Ausnahme

Ausgangssperre wäre "sehr schmerzhaft"

Angesichts von geplanten Ausgangssperren auch am Heiligen Abend haben die katholischen Diözesanbischöfe in Bayern die Staatsregierung um eine Ausnahmeregelung gebeten. Kardinal Marx sagte, die Ausgangssperren seien "sehr schmerzhaft".

Licht in der Christmette (shutterstock)

Die katholischen Diözesanbischöfe der sieben bayerischen Bistümer sind sich darin einig, dass am Heiligen Abend so viele Gottesdienste wie möglich gefeiert werden sollten. Deshalb hätten sie die Staatsregierung "dringend" gebeten, "dass diese schmerzhafte Entscheidung der Ausgangssperre an Heiligabend eine einzige Ausnahme erfahren kann", heißt es in einer am Dienstag in München veröffentlichten Stellungnahme. Die Bischöfe seien sich des Ernstes der Lage voll bewusst. Alle unterstrichen zudem ihr Anliegen, dass von den Weihnachtsgottesdiensten kein erhöhtes Infektionsrisiko ausgehen dürfe.

Bayerns katholische Bischöfe erhoffen Ausnahme für Christmetten

Der Auffassung der Bischöfe zufolge würde die zeitliche Ausweitung der Gottesdienste über den ganzen Abend hinweg das Infektionsrisiko mindern - im Gegensatz zu einer Verdichtung in der Zeit vor 19.30 Uhr. Der Besuch der Christmette trage zudem mit der religiösen Stärkung erheblich zur seelischen Gesundheit und Stabilisierung der Menschen in dieser Krisenzeit bei. Die Christmette sei ursprünglich eine Mitternachtsmesse und gehöre gerade in Bayern zu den wichtigsten Gottesdiensten des Jahres. In den meisten Pfarreien beginne sie um 22.00 oder 22.30 Uhr.

Weiter verweisen die Bischöfe in ihrer Erklärung darauf, dass in Anbetracht der Entwicklungen in allen Diözesen in den Pfarreien entsprechende Konzepte entwickelt worden seien, um die weihnachtliche Liturgie mitzufeiern. Dazu gehörten strenge Hygienekonzepte und persönliche Platzkarten, die ausgegeben worden seien. Auch das Gottesdienstangebot sei über den ganzen Nachmittag und Abend erheblich erweitert und somit entzerrt worden. Deshalb träfe eine Ausgangssperre ab 21 Uhr alle Beteiligten hart.

Von der Politik überrascht

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hatte zunächst verhalten auf das Drängen der bayerischen Staatsregierung reagiert, die Christmetten an Heiligabend vorzuverlegen. "Wir sind bisher davon ausgegangen, dass die Weihnachtsgottesdienste von der Ausgangssperre ausgenommen sind und unter den Bedingungen der erarbeiteten strikten Infektionsschutzkonzepte mit Anmeldeverfahren für die Teilnahme wie geplant stattfinden können", erklärte Marx am Montagabend auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Von der Ankündigung, dass die Ausgangssperre ab 21 Uhr auch für den Besuch der Christmetten gelten solle, sei man überrascht worden.

Zentrale gottesdienstliche Feiern des Weihnachtsfestes

Immerhin stellten die Metten die zentralen gottesdienstlichen Feiern des Weihnachtsfestes dar und zählten damit zum Kern der Religionsausübung, so der Erzbischof von München und Freising. "Wir haben unseren Wunsch immer deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der Besuch der Christmetten unter Einhaltung unserer strengen Schutzmaßnahmen möglich gemacht werden sollte, und hoffen, dass die laufenden Gespräche und Beratungen im Landtag noch zu dem Ergebnis führen werden." Die Ausgangssperre ab 21 Uhr am Heiligen Abend "wäre für uns sehr schmerzhaft".

Medienberichten zufolge hatte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) am Montag in München nach einer Sitzung des Kabinetts darauf gedrängt, die Christmetten früher stattfinden zu lassen. Dann könnten die Gottesdienstbesucher bis 21 Uhr wieder daheim sein. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wolle nun das Gespräch mit den Kirchen suchen, hieß es. Er gehe von Verständnis aus, denn: "Das Virus richtet sich nicht nach dem Kirchenjahr, nicht nach dem Gottesdienstkalender", wurde Herrmann vom Bayerischen Rundfunk zitiert.

Unterdessen kündigte der Generalvikar des Bistums Würzburg, Jürgen Vorndran, an, alle Christmetten in der Diözese zeitlich vorzuverlegen, damit die Besucher bis spätestens 21 Uhr zuhause sein könnten. "Wir nehmen als Bistum Würzburg unsere Verantwortung in Corona-Zeiten wahr und halten uns sehr genau an staatliche Vorgaben", so Vorndran auf der Facebook-Seite des Bistums.

Ausgangssperre ab 21 Uhr

Im Freistaat gilt coronabedingt von 21 bis 5 Uhr eine Ausgangssperre. Bisher hatte es geheißen, Besucher von Christmetten sollten davon ausgenommen sein. Die zehnte Novelle der bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 8. Dezember sieht bei der nächstlichen Ausgangssperre noch eine Ausnahme für die Teilnahme an Gottesdiensten im Zeitraum vom 24. bis 26. Dezember 2020 vor.

Bayerns Protestanten fügen sich

Die evangelische Landeskirche in Bayern fügt sich der auch für Heiligabend geplanten strikten Ausgangssperre ab 21 Uhr. Damit müssten die zu später Stunde stattfindenden Christmetten und Christvespern abgesagt werden, erklärte der Landeskirchenrat am Dienstag in München. "Das ist für uns ein schmerzlicher Eingriff." Trotzdem nehme man es hin und sehe es als Teil einer großen Kraftanstrengung, "in der wir alle zusammen helfen, um auf die Herausforderungen der Pandemie mit wirksamen Mitteln verantwortlich zu reagieren".

Jenseits aller Einschränkungen machte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zugleich Mut: "Die Weihnachtsbotschaft wird ihren Weg in unsere Herzen finden." Die Weihnachtsgottesdienste fänden auf vielen Kanälen statt, nämlich "digital, gestreamt, per Youtube, im Fernsehen, als Gottesdienst to go, mit liebevoll vorbereiteten Angeboten, im kleinen oder ganz kleinen Hausstand, und natürlich auch mit vielen, sorgfältig vorbereiteten Präsenzgottesdiensten in großen und kleinen Kirchen, oft drinnen, manchmal im Freien". Stets würden die staatlichen Vorgaben gelten und die erprobten Hygiene- und Schutzkonzepte angewandt.

Im Lichte dieser bewährten Schutzmaßnahmen sei das Feiern dieser Gottesdienste auch zu verantworten, erklärte Bedford-Strohm. Das alles werde dafür sorgen, dass auch dieses besondere Weihnachten für viele Menschen zur Kraftquelle in schwerer Zeit werde. Der große gemeinsame Wille zur Eindämmung des Virus sei in diesem Jahr Teil des Weihnachtsfestes und seiner Botschaft. "Denn die Liebe und die Hoffnung, die mit dieser Botschaft verbunden ist, wird darin konkret, dass wir Rücksicht aufeinander nehmen und Leben schützen", so der Landesbischof.


Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( KNA )

Heinrich Bedford-Strohm / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Heinrich Bedford-Strohm / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA
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