"Ich sehe keine Bereitschaft in der Mehrheitsgesellschaft und in der Politik dafür, einen grundlegend anderen Lebensstil zu etablieren", sagte der Leiter des Instituts für Theologische Zoologie in Münster den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück.
Veränderungen seien etwa bei der Ernährung notwendig, so der Experte. "Ich finde, die vegetarische Lebensform ist jetzt angemessen." Er selbst lebe seit gut zehn Jahren vegetarisch und stelle fest: "Wir können in unseren Breiten wunderbar ohne Fleisch leben." Auch müssten die Menschen ihr Reiseverhalten überdenken.
Hagencord plädierte für eine erfahrungsorientierte Bildung. "Wir sollten Kinder wieder mehr Naturerfahrungen ermöglichen." Wenn Kinder mal auf einer Wiese unterwegs seien, wachse bei vielen auch die Lust und die Leidenschaft, mehr zu erfahren und die Tiere zu schützen. Vielen Menschen fehle inzwischen diese Erfahrung.
Kirche verschweige ökologische Frage
Der Institutsleiter sieht auch die katholische Kirche in der Pflicht. "Ich erlebe in der reichen Kirche Deutschlands fast ein Verschweigen", kritisierte er. So finde etwa der im vergangenen Jahr gestartete Reformprozess Synodaler Weg ohne Berücksichtigung der ökologischen Frage statt. Hagencord verwies auf die 2015 von Papst Franziskus veröffentlichte Enzyklika "Laudato si". Das Schreiben sei das "theologische Lehrbuch zur Krise".
Ganz konkret könne die Kirche etwa entsprechende Bildungsarbeit anbieten. Auf kirchlichen Grundstücken solle nur nachhaltige Landwirtschaft betrieben und in kirchlichen Kantinen nur Fleisch aus nachhaltiger Erzeugung angeboten werden, forderte Hagencord. Der Theologe betonte: "Mit der Ausrottung der Arten bringen wir Gott zum Schweigen."