Ausschreitungen bei Hooligan-Demo

Erwartungen erfüllt

Bei einer Kundgebung von gewaltbereiten Hooligans in Köln ist es am Sonntag zu massiven Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und ging auch mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen Angreifer vor.

Hooligan-Demo in Köln (dpa)
Hooligan-Demo in Köln / ( dpa )

Bei massiven Ausschreitungen von mehreren tausend gewaltbereiten Fußball-Hooligans und Rechtsextremisten sind am Sonntag in Köln 44 Polizisten verletzt worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden die Beamten bei einer Demonstration am Hauptbahnhof von Hooligans angegriffen. 17 Krawallmacher wurden festgenommen. Die Sicherheitskräfte seien gegen die gewalttätigen Übergriffe "konsequent vorgegangen", sagte der Leitende Polizeidirektor Klaus Rüschenschmidt. Die Polizei setzte Tränengas, Schlagstöcke und Wasserwerfer ein.

Teilnehmer der Demonstration schossen nach Angaben von Augenzeugen mit Feuerwerkskörpern auf die Beamten und warfen mit Flaschen und Fahrrädern. Ein Polizeiwagen wurde umgekippt und mehrere weitere Fahrzeuge beschädigt. Auch Journalisten seien angegriffen worden, hieß es. Die Hooligans seien mit "massiver Gewalt" gegen die Beamten vorgegangen, erklärte der Sprecher. An der Demonstration, die sich offiziell gegen radikalislamische Salafisten richtete, nahmen nach unterschiedlichen Angaben bis zu 5.000 Menschen teil, darunter auch Anhänger rechtsextremer Gruppen.

Der Einsatz von Wasserwerfern sei normalerweise "die absolute Ausnahme" bei Demonstrationen, sagte der Polizeisprecher. Dass er trotzdem nötig gewesen sei, belege, wie groß die Gewaltbereitschaft der Hooligans gewesen sei. Die Veranstalter brachen die Kundgebung laut Polizei ab, als es zu den Übergriffen kam.

Die Stimmung sei schon zum Auftakt der Demonstration sehr aggressiv gewesen, sagte der Polizeisprecher. Gegen den Aufmarsch richtete sich zeitgleich eine linksgerichtete Demonstration von mehreren hundert Menschen vor dem Hauptbahnhof. Dort blieb die Situation ruhig. Auseinandersetzungen zwischen den Lagern konnten verhindert werden.

Neues Phänomen

Aufgerufen zu der Hooligan-Demo hatte die Gruppe "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa), der ursprüngliche Anmelder ist zudem Aktivist der rechtsextremen Splitterpartei Pro NRW. Im Vorfeld waren zwischen 1.000 und 1.500 Teilnehmer erwartet worden. Über die sozialen Netzwerke war die Ankündigung verbreitet und von 7.000 Teilnehmern gesprochen worden.

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arnold Plickert, sprach von einem "neuen Phänomen" innerhalb der Hooligan-Szene. Er warnte davor, dass unter den gewaltbereiten Fußballfans eine neue Gruppe entstehen könne. Sollten die bislang verfeindeten Hooligan-Gruppen eine gemeinsame Struktur entwickeln, könne das "höchst gefährlich" werden, erklärte Plickert, der sich vor Ort über die Demos informierte.

In Nordrhein-Westfalen gibt es nach Angaben des Landesinnenministeriums immer mehr gewaltbereite Salafisten und unverändert viele aktive Rechtsextremisten. Laut Verfassungsschutzbericht ist die Zahl der Anhänger des gewaltbereiten Salafismus auf rund 1.800 Personen gestiegen. Die Zahl der Rechtsextremisten ist zwar im vergangenen Jahr etwa gleich geblieben, aber es gibt einen harten Kern, der mit gezielten provokativen Aktionen auffällt. Mitglieder des mittlerweile verbotenen "Nationalen Widerstands" versuchen offenbar, in der Gruppe "Hooligans gegen Salafisten" eine neue Anlaufstelle zu finden.


Quelle:
epd , dpa