"Die Entscheidung liegt bei der Regierung, wann sie den Bericht dem Parlament vorlegen und veröffentlichen wird", sagte eine Kommissionssprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Francis Sullivan, Vorsitzender des "Rates für Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung" (TJHC) der katholischen Bischofskonferenz, drängt auf eine schnelle Veröffentlichung. Der Premierminister müsse zeigen, "dass er den Bericht zu 100 Prozent ernst nimmt und ihn nicht einer Schublade ablegt", so Sullivan. Schon oft seien politisch eminent wichtige Vorgänge "im Abfall gelandet, weil Regierungen nicht die Kurve kriegen".
Konsequenzen ziehen
Sullivan forderte auch die katholische Kirche nachdrücklich auf, aus dem Bericht die Konsequenzen zu ziehen und grundlegende Reformen einzuleiten. "Die Kirchenführer können sich entschuldigen, bis sie blau anlaufen, aber solange sie nicht durch Taten zeigen, dass sie wirklich die Verantwortung übernehmen, wird ihnen niemand zuhören." Es gebe im Umkreis von Bischöfen noch immer "reaktionäre Interessengruppen", die den Kommissionsbericht verdrängen wollten.
Die australische Regierung hatte die Kommission zur Untersuchung des Umgangs von Institutionen mit Missbrauchsfällen 2013 eingesetzt. Außer Kirchen und Religionsgemeinschaften mussten auch Sportverbände, Krankenhäuser, die Armee und die Unterhaltungsbranche ihren Umgang mit sexuellem Missbrauch offenlegen. Als Verbindungsgremium zur Missbrauchskommission hatten die katholischen Bischöfe den TJHC gegründet.
Katholische Kirche betroffen
Im Zentrum des australischen Missbrauchsskandals steht die katholische Kirche. Nach Erkenntnissen der Kommission sollen bis zu 40 Prozent der Mitglieder von Ordensgemeinschaften in Australien sowie 7 Prozent der Priester zwischen 1950 und 2009 Kinder sexuell genötigt haben. Das Durchschnittsalter der Opfer habe bei Mädchen bei zehn und bei Jungen bei elf Jahren gelegen. Mit 90 Prozent waren Jungen die mit Abstand größte Opfergruppe.
In seinem Fazit am Ende der letzten Kommissionssitzung vor einem Monat sagte deren Vorsitzender Philip Reed, seit 2013 habe man in 57 öffentlichen Anhörungen und in 444 Sitzungstagen Aussagen von mehr als 1.300 Zeugen gehört. Zudem hätten die Mitglieder in nichtöffentlichen Sitzungen persönlicher Erlebnisse von fast 8.000 Opfern sexuellen Kindesmissbrauchs in Institutionen gehört.