Der australische Kardinal George Pell wird am 8. Juni 80 Jahre alt. Mit Erreichen dieser Altersgrenze scheidet er aus dem Kreis der Papstwähler aus. Damit sind derzeit noch 124 der 222 Kardinäle der Weltkirche in einem möglichen Konklave stimmberechtigt.
Pell war Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates und damit eine Art "Finanzminister des Papstes". Er war der bislang ranghöchste katholische Geistliche, der wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. Im April 2020 sprach ihn jedoch das Oberste Gericht Australiens in Brisbane wegen Verfahrensmängeln frei; die Verurteilung beruhte nur auf einer einzigen Zeugenaussage. Nach 400 Tagen Haft kam er wieder auf freiem Fuß. Der Kardinal wies stets alle Vorwürfe zurück.
Pell wurde am 8. Juni 1941 in Ballarat im australischen Bundesstaat Victoria geboren und mit 25 Jahren zum Priester geweiht. Mit der geistlichen Laufbahn entschied er sich gegen eine mögliche Karriere als Rugby-Spieler. Sein Weiterstudium in Rom und Oxford führte ihn zur Promotion im Fach Kirchengeschichte.
Nach mehreren Stationen in Seelsorge und Hochschule ernannte ihn 1987 Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Weihbischof in Melbourne und 1996 zum Erzbischof dort. 2001 wurde Pell nochmals befördert - nach Sydney, der Hauptstadt des australischen Libertinismus. Auch von dort meldete er sich immer wieder mit kernig-konservativen Statements über Themen wie Homosexualität, Bioethik und Umwelt zu Wort.
Ins weltkirchliche Rampenlicht trat Pell spätestens als Gastgeber des Weltjugendtags in Sydney 2008. Anfang 2014 machte ihn Papst Franziskus zum Leiter des neugegründeten vatikanischen Wirtschaftssekretariates. Aufgrund von Missbrauchsvorwürfen war der Kardinal aber bereits seit Juni 2017 als Finanzchef beurlaubt.
Als Mitglied der Römischen Glaubenskongregation (1990-2000) gehörte Pell zu den engsten Beratern des damaligen Präfekten, Kardinal Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt XVI. (2005-2013). Unter den Kandidaten für dessen Nachfolge im Amt des Präfekten wurde 2005 auch sein Name genannt.
(Quelle: KNA, 07.06.2021)