Auszüge aus der Abschlusserklärung der Jugend-Vorsynode in Rom

"Die Logik des 'Das war schon immer so' überwinden"

Bei der Vorsynode zum Thema Jugend haben rund 300 junge Delegierte ein Abschlussdokument erstellt. Darin fassen sie Erfahrungen ihrer jeweiligen Lebenswelten sowie Fragen und Forderungen zu Glaube und Kirche zusammen.

Franziskus mit jungen Menschen, die ihm das Abschlussdokument der Jugend-Vorsynode übergeben haben / © Andrew Medichini (dpa)
Franziskus mit jungen Menschen, die ihm das Abschlussdokument der Jugend-Vorsynode übergeben haben / © Andrew Medichini ( dpa )

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert einzelne Aussagen in eigener Übersetzung.

Einführung: Der junge Mensch von heute steht vor vielen inneren wie äußeren Herausforderungen wie Chancen. (...) Dieses Dokument ist eine Zusammenfassung unserer Gedanken und Erfahrungen, Überlegungen junger Menschen des 21. Jahrhunderts mit unterschiedlichen religiösem und kulturellem Hintergrund. (...) Es soll Bischöfen als Kompass dienen, junge Menschen besser zu verstehen. (...)

1. Persönlichkeitsbildung: Junge Menschen entwickeln ihr Selbstbild, indem sie Gemeinschaften suchen, die sie unterstützen und ermutigen, die authentisch und zugänglich sind, Gemeinschaften, die sie befähigen. (...) Oft wirkt die Kirche zu streng und wird mit übertriebenem Moralismus verbunden. Manchmal ist es schwer, in der Kirche die Logik des 'Das war schon immer so' zu überwinden. (...) Junge Menschen sind betroffen von und befassen sich mit Themen wie Sexualität, Sucht, gescheiterte Ehen, zerbrochene Familien wie auch größeren gesellschaftlichen Problemen wie organisierter Kriminalität, Menschenhandel, Gewalt, Korruption, Ausbeutung, Frauenmord, allen Formen von Verfolgung sowie Umweltzerstörung. (...)

2. Beziehungen mit anderen Menschen: (...) Viele junge Menschen sind es gewohnt, Verschiedenheit als Reichtum zu erkennen und in einer pluralistischen Welt Chancen zu sehen. Multikulturalismus kann die Schaffung einer Umgebung für Toleranz und Dialog erleichtern. (...)

3. Junge Menschen und Zukunft: (...) Ein gemeinsamer Traum ist das Verlangen nach einem Ort, an dem ein junger Mensch sich zugehörig fühlt. (...) Junge Menschen träumen von einem besseren Leben, dennoch sind viele gezwungen auszuwandern, um eine bessere wirtschaftliche und ökologische Umgebung zu finden. (...) Junge Afrikaner träumen von einer selbstständigen Ortskirche, die nicht auf Hilfe angewiesen ist, weil diese abhängig macht. (...)

4. Junge Menschen und Technologie: (...) Für einige hat Technologie zu verstärkten Beziehungen geführt, für viele andere zu Abhängigkeiten, die zum Ersatz für menschliche Beziehungen wurden, ja sogar für Gott. (...) Der Einfluss sozialer Medien auf junge Menschen ist nicht zu unterschätzen. (...) Trotz einer völlig vernetzten Welt, bleibt die Kommunikation junger Menschen auf jene beschränkt, die ähnlich wie sie sind. (...) Künstliche Intelligenz und neue Technologien wie Roboter sind ein Risiko für Arbeitsplätze in Arbeitermilieus. (...) Die Kirche sollte neue Medien - vor allem das Internet - als fruchtbares Feld für die Evangelisierung auffassen.

5. Suche nach Lebenssinn: (...) Religion wird heute nicht mehr als Hauptquelle gesehen, über die junge Menschen nach Lebenssinn suchen, daher wenden sie sich eher modernen Strömungen und Ideologien zu. Skandale in der Kirche - tatsächliche wie vermeintliche - erschüttern das Vertrauen junger Menschen in die Kirche (...) Heute gibt es das allgemeingesellschaftliche Problem mangelnder Gleichberechtigung für Frauen. Das betrifft auch die Kirche. (...) Daher stellt sich die Schlüsselfrage: Was sind die Aufgaben und Orte, an denen Frauen sich in Kirche und Gesellschaft entfalten können? (...) Es gibt oft große Meinungsverschiedenheiten unter jungen Leuten, in der Kirche wie außerhalb, über kontroverse Lehren der Kirche. Dazu gehören Verhütung, Abtreibung, Homosexualität, Zusammenleben, Ehe oder die Wahrnehmung des Priesteramtes (...) Unabhängig vom jeweiligen Grad des Verständnisses kirchlicher Lehre gibt es nach wie vor Uneinigkeit und weitere Diskussionen über diese strittige Themen. (...)

7. Glaube und Kirche: Für viele junge Menschen ist der Glaube zu einer privaten statt einer gemeinschaftlichen Angelegenheit geworden. Dazu haben negative Erfahrungen einiger mit der Kirche beigetragen. (...) Junge Menschen sehnen sich nach einer Kirche, die eine lebendige Zeugin dessen ist, was sie lehrt und (...) dazu gehört auch, Fehler anzuerkennen und um Vergebung zu bitten. (...)

8. Das Gespür für Berufung im Leben: (...) Jungen Menschen verstehen allgemein sehr wohl, was es heißt, seinem Leben Sinn zu geben und sich für Ziele einzusetzen: Aber viele wissen nicht, wie sie das mit Berufung als Geschenk und Ruf Gottes verbinden sollen. (...)

10. Junge Menschen und Begleitung: Junge Menschen suchen nach Lebensbegleitern, (...) treuen Männern und Frauen, die wahrhaftig sind und den Jungen erlauben, ihre Ansichten zu Glaube und Berufung zu äußern. (...)

11. Das Verhalten der Kirche: (...) Besonders der Hierarchie sagen wir: Seid transparent, offen, ehrlich, einladend, kommunikativ, zugänglich, freudig und eine Gemeinschaft im Austausch. Eine glaubwürdige Kirche hat keine Angst, als verletzlich zu gelten. (...) Die Kirche sollte ihre Null-Toleranz-Politik gegenüber sexuellem Missbrauch in ihren Einrichtungen verstärken. Dabei wird ihre Demut zweifellos ihre Glaubwürdigkeit bei der Jugend weltweit stärken. (...)

12. Junge Führungskräfte: Die Kirche muss junge Menschen stärker an Entscheidungsprozessen beteiligen und ihnen Verantwortung übertragen. (...) in Gemeinden, Bistümern, Ländern wie auch international, selbst in einer Kommission des Vatikan. (...)

13. Bevorzugte Orte: Wir würden die Kirche gerne dort treffen, wo sie bisher kaum oder gar nicht ist. Vor allem (...) auf der Straße, wo die Menschen sind (... oder in) Kneipen, Cafes, Parks, Sportstudios, Stadien und Konzerthallen (...)

15. Notwendige Instrumente: Die Kirche muss eine Sprache entwickeln, die zu den Gewohnheiten und Kulturen der Jungen passt, so dass alle die Chance haben, die Botschaft des Evangeliums zu hören. Gleichzeitig sind wir sehr leidenschaftlich, wenn es um verschiedene Ausdrucksformen der Kirche geht. Einige lieben das 'Feuer' aktueller charismatischer Bewegungen (...), andere fühlen sich angezogen von Schweigen, Meditation oder ehrfürchtiger traditioneller Liturgie. (...)


Quelle:
KNA
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