Baden-Württemberg trauert um ehemaligen Ministerpräsidenten

Abschied von Lothar Spät

Baden-Württemberg hat mit einer Trauerfeier von seinem Ministerpräsidenten Lothar Späth Abschied genommen. Der evangelische württembergische Landesbischof Frank Otfried July würdigte ihn in seiner Predigt, er habe seine Begabung zur gabe für andere gemacht.

Trauerfeier für Lothar Späth / © Daniel Maurer (dpa)
Trauerfeier für Lothar Späth / © Daniel Maurer ( dpa )

Mit einer Trauerfeier in der Stuttgarter Stiftskirche hat Baden-Württemberg am Mittwoch von seinem langjährigen Ministerpräsidenten Lothar Späth (CDU) Abschied genommen. Zu dem Gottesdienst waren auch Späths Nachfolger als Ministerpräsidenten gekommen, Erwin Teufel, Günther Oettinger, Stefan Mappus (CDU) und Winfried Kretschmann (Grüne).

Zudem nahmen Altbundespräsident Roman Herzog, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) an der Trauerfeier teil. In Jena hatte Späth nach seinem Ausscheiden aus der Politik die Jenoptik Aktiengesellschaft zum ersten ostdeutschen börsennotierten Unternehmen gemacht. Musikalisch gestaltete die Violinistin Anne-Sophie Mutter die Feier mit.

Begabung zur Gabe für andere gemacht

Der evangelische württembergische Landesbischof Frank Otfried July würdigte in seiner Predigt "die große innere und äußere Bereitschaft von Lothar Späth, sich mit Eingefahrenem nicht zufrieden zu geben, neugierig zu sein, Neues zu sehen, Ideen zu entwickeln, Impulse zu geben und dabei auf seinem Weg zu bleiben". Späth habe politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Management zusammengebracht. Die Begabungen, die Gott ihm geschenkt habe, habe er zur Gabe für andere gemacht.

Die letzten Jahre seines Lebens sei Späth "in das Land des Vergessens geführt worden", wie July die Demenz-Erkrankung umschrieb. Doch auch in dieser Phase habe Gott ihm "Würde, Namen und Vollendung" geschenkt. Am Ende seines Weges habe Späth die religiösen Lieder gesungen, die er als Kind und Jugendlicher gelernt habe.

Über Parteigrenzen hinweg beliebt

Die großen Kirchen im Südwesten hatten nach Späths Tod am Freitag vorvergangener Woche dessen ehrenamtliches und soziales Engagement gewürdigt. Späth wurde 1937 in Sigmaringen geboren. 1968 kam er in den Landtag. 1972 wurde er Fraktionschef und nach dem Rücktritt Hans Filbingers 1978 Ministerpräsident. 1980, 1984 und 1988 errang Späth für die CDU in Baden-Württemberg die absolute Mehrheit. Wegen seines Einsatzes für die wirtschaftliche Entwicklung trug der über Parteigrenzen hinweg beliebte Politiker den Spitznamen "Cleverle".

1991 trat Späth zurück, nachdem ihm in der "Traumschiff-Affäre" vorgeworfen worden war, bei Urlaubsreisen Vorteile in Anspruch genommen zu haben. Ehrenamtlich engagierte sich Späth für Sozialprojekte. Er hatte den Vorsitz der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), war Schirmherr der Kinderhilfsaktion "Herzenssache" und engagierte sich für Menschen mit Multipler Sklerose. Viele Jahre gehörte Späth dem Nationalen Ethikrat an.


Quelle:
dpa