45 Balkan-Flüchtlinge und Roma haben eine Woche lang Tag und Nacht im Regensburger Dom verbracht, weil sie ihre Abschiebung befürchten. Das Bistum duldet ihre stille Protestaktion und wird sich weiter um die Versorgung der Gruppe kümmern, zu der auch viele kleine Kinder und schwerstkranke Menschen gehören. Nach mehreren Gesprächen mit Kirchenvertretern wollen die Männer und Frauen aus den Balkan-Staaten nun am Montag den Dom verlassen und in ein Pfarrheim umziehen.
"Die komplette Gruppe kann dort viel besser untergebracht und betreut werden", sagte ein Bistumssprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag. Es bleibe bei einer Duldung unter einem kirchlichen Dach. Das Pfarrheim sei wie der Dom ein geschützter Raum, es handele sich jedoch nicht um Kirchenasyl. Mit den zuständigen Behörden und der Polizei sei vereinbart worden, dass die Flüchtlinge ohne Angst vor einer Festnahme umziehen könnten. Ein Polizeisprecher sagte am Sonntag: "Es gibt keinen Anlass einzuschreiten." Das Bistum übt das Hausrecht aus und lehnt ein Eingreifen der Behörden ab.
Protest gegen Rückführungszentren
Mit ihrem Protest wollen die Menschen aus Ländern des Balkans ein Bleiberecht in Deutschland erreichen. Die Flüchtlinge sind nach eigenen Angaben von der Abschiebung in sogenannte sichere Herkunftsländer bedroht.
Außerdem protestieren sie mit der Aktion in Regensburg gegen die bayerischen Rückführungszentren. Das Bistum hatte stets betont, dass man den Menschen humanitär helfen werde. Dies werde auch weiterhin in dem neuen Quartier geschehen, sagte der Sprecher. Ihnen ist demnach zugesichert worden, dass die Behörden auch dort nicht eingreifen.
Über den geplanten Umzug war in der Gruppe und mit Bistumsvertretern intensiv beraten worden. In der neuen Unterkunft stehen den Flüchtlingen nach Bistumsangaben zwei große Räume, Stellwände, eine Küche, sanitäre Anlagen und ein Innenhof zur Verfügung. Kirchliche Asylsozialberater beraten die Menschen.
Hygienische Probleme
Ein Aufenthalt im Dom sei nur für eine begrenzte Zeit möglich, hatte das Bistum stets erklärt und auch auf hygienische Probleme hingewiesen. Am Samstagabend musste ein großer Jugendgottesdienst mit etwa 300 Teilnehmern in eine andere Kirche verlegt werden. Am Samstag hatte es eine Solidaritätskundgebung mit den Balkan-Flüchtlingen in Regensburg gegeben, laut Polizei zogen rund 150 Menschen friedlich durch die Innenstadt.
Die Frauen und Männer hatten den Dom am Dienstag besetzt. Sie stammen aus Ländern wie Albanien, Serbien und aus dem Kosovo. Sie sind nach eigenen Angaben von Abschiebung bedroht und fordern ein Bleiberecht in Deutschland. Zudem demonstrieren sie dagegen, dass einige Balkanstaaten als sichere Herkunftsländer eingestuft werden.
Die Gruppe hält sich derzeit im Durchgangsbereich von Sakristei und Domschatzkammer auf, wo sie auch übernachtet. Einige hatten am Freitag die neuen Räume besichtigt, einem Umzug jedoch nicht gleich zugestimmt.