Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat knapp sieben Monate nach seiner Amtseinführung das Pallium, ein besonderes liturgisches Kleidungsstück, erhalten. Der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic legte es ihm am Sonntag bei einem Gottesdienst in Bamberg um, wie das Erzbistum mitteilte.
Bereits am 29. Juni hatte Papst Franziskus Gössl und 40 anderen neu ernannten Erzbischöfen im Petersdom in Rom das Pallium übergeben. In seiner Predigt warnte Gössl vor Schwarz-Weiß-Denken und Polarisierungen. Er rief dazu auf, auch außerhalb der eigenen Blase mit Wahrheit zu rechnen.
So lehre die Kirche, dass Spuren der Wahrheit auch in anderen Religionen oder Weltanschauungen zu finden seien. "Das ist die Basis für den Aufbau menschlicher und kirchlicher Gemeinschaft." Deshalb brauche die Gesellschaft heute Propheten als "Wahrheits-Sager", die sich nicht ideologisch verblenden ließen.
Solche Propheten wirkten gegen Spaltung und für den Aufbau von Gemeinschaft. Beim Pallium handelt es sich um ein schmales, ringförmiges weißes Wollband in Form eines doppelten Y, das um den Hals beziehungsweise über den Schultern getragen und mit Nadeln festgehalten wird.
Von diesem Band gehen zwei schmale kurze Streifen aus, der eine zwischen den Schultern, der andere vor der Brust. In den weißen Stoff sind sechs schwarze Kreuze gewebt.
Einst vom Kaiser, jetzt vom Papst verliehen
Diese Art der Stola hat ihren Ursprung in einer Auszeichnung, die zunächst der römische Kaiser verlieh. In der Kirche wurde es Ende des vierten Jahrhunderts übernommen und entwickelte sich zur Insignie des Erzbischofs als Metropolit einer Kirchenprovinz.
Zur Bamberger Kirchenprovinz gehören die Bistümer Würzburg, Eichstätt und Speyer. Vertreter dieser Bistümer nahmen ebenfalls an der Feier teil. Nach den Worten des Nuntius symbolisiert das aus Lammwolle gewebte Pallium das Lamm, das auf der Schulter des guten Hirten liege.
So habe Jesus gesagt: "Ich bin der gute Hirt." Die sechs Kreuze stünden für die Wundmale des Herrn. "Wenn der Erzbischof das Pallium empfängt, manifestiert sich damit öffentlich die Gemeinschaft mit dem Papst, der das immerwährende Prinzip der Einheit der Bischöfe und der Gläubigen ist."
Der Metropolit darf gemäß liturgischer Ordnungen sein Pallium in jeder Kirche seiner Kirchenprovinz tragen. Die Bamberger Bischöfe durften sich mit dem Pallium allerdings schon schmücken, bevor Bamberg Erzbistum wurde:
Das war ein besonderes Privileg wegen des Grabes von Papst Clemens II. (1005-1047) im Heinrichsdom. Es gilt als das einzig erhaltene Papstgrab nördlich der Alpen.