Bamberger Priester: Rücktritt wegen Missbrauchsvorwürfen - Pressesprecherin im domradio-Interview

"Dienst ist beendet"

Nach der Veröffentlichung von Missbrauchsvorwürfen ist der Leiter der Hauptabteilung Pastorales Personal im Erzbistum Bamberg zurückgetreten. Der 63-jährige Domkapitular war bereits am 18. Juli unter dem Verdacht, sich vor Jahren an Internatsschülern vergangen zu haben, von seinem Amt beurlaubt worden. Erzbischof Ludwig Schick sprach von einer "traurigen Situation" für ihn persönlich und die Erzdiözese. "Der Beschuldigte hat heute dem Erzbischof seinen Rücktritt angeboten, diesen Rücktritt hat der Erzbischof angenommen. Der Dienst ist beendet", sagte Bistumssprecherin Elke Pilkenroth im domradio-Interview.

 (DR)

Man wolle mit der Lage «offen und ehrlich umgehen», betonte Schick. «Wir sind noch dabei, die Fakten zu überprüfen und zu beurteilen.» Die erste Sorge gelte jetzt den Betroffenen, denen alle Hilfe angeboten werde. In einem Brief habe er alle pastoralen Mitarbeiter gebeten, zur Aufklärung der Vorgänge beizutragen. Er hoffe, dass am Ende möglichst wenig Schaden für alle Beteiligten übrig bleibe, so der Erzbischof.

Die Vorwürfe beziehen sich auf die Jahre 1976 bis 1991. Damals war der Beschuldigte im Erzbischöflichen Knabenseminar Ottonianum in Bamberg tätig, davon 13 Jahre als Direktor. Nach Angaben des Erzbistums waren erstmals im September 2007 Missbrauchsvorwürfe von einem ehemaligen Internatsschüler über Umwege an die zuständige Stelle herangetragen worden. Bei ihrer Überprüfung durch den bischöflichen Beauftragten sei am Ende jedoch Aussage gegen Aussage gestanden.

Im Mai 2008 wurden nach den Angaben neue Hinweise bekannt.
Generalvikar Georg Kestel erklärte, dass inzwischen vier ehemalige Ottonianer diesbezügliche Aussagen gemacht hätten. Diese Vorwürfe hätten «nicht entkräftet» werden können. Allerdings gibt es bisher auch kein Schuldeingeständnis. Strafrechtlich sind die mutmaßlichen Übergriffe nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen laut Kestel verjährt.

Als Personalchef war der Domkapitular ab September 2004 auch für viele seiner ehemaligen Zöglinge zuständig, die inzwischen als Priester oder Pastoralreferenten im Erzbistum arbeiten. Aus diesem Kreis liegen nach den Worten des Generalvikars bisher keine Hinweise vor.

Das Erzbistum Bamberg erließ nur sechs Wochen nach Inkrafttreten der Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Herbst 2002 eigene Bestimmungen. Sie gelten unter Fachleuten vor allem deshalb als vorbildlich, weil der erste Ansprechpartner für Verdachtsmomente ein von kirchlichen Dienststellen unabhängiger promovierter Moraltheologe und Psychotherapeut ist.