Barack Obama geht Kontakten aus dem Weg - Studie: Religiöse Toleranz in den USA weit verbreitet

Auf Distanz zu Muslimen?

US-amerikanische Muslime haben beklagt, dass der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama zu muslimischen Wählern auf Distanz gehe. Obama suche das Gespräch mit Juden und Christen, habe aber während des Wahlkampfes keine einzige Moschee besucht, berichtete die "New York Times" am Dienstag. Obamas Wahlkampfhelfer hätten viele Einladungen muslimischer Gruppen abgelehnt oder ignoriert.

 (DR)

In der vergangenen Woche hatte Obama sich bei zwei Kopftuch tragenden muslimischen Frauen entschuldigt, die von Helfern weggeschickt worden waren. Obama sollte nicht zusammen mit den Frauen fotografiert werden. Muslimische Verbände äußerten dem «Times»-Bericht zufolge allerdings Verständnis, dass Verbindungen zum Islam für Obama problematisch sein könnten. Im Internet werden nach wie vor Gerüchte verbreitet, Barack Obama sei ein Muslim. Nach Umfragen sind bis zu zehn Prozent der US-amerikanischen Wähler der Ansicht, Obama sei Muslim, obwohl der Senator bekennender Christ ist.

Nach Schätzungen sind etwa zwei bis vier Millionen US-Amerikaner Muslime. Einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts «Pew Forum» zufolge stehen elf Prozent der Muslime den Republikanern und 63 Prozent den Demokraten nahe. 26 Prozent sagten, sie seien unabhängig oder sie hätten sich noch nicht entschieden.

Studie: Religiöse Toleranz in den USA weit verbreitet
Religiöse Toleranz ist einer Studie zufolge in den USA weit verbreitet. 70 Prozent der gläubigen US-Amerikaner seien der Ansicht, nicht nur ihre eigene, sondern viele Religionen führten «zum ewigen Leben», berichtete das Meinungsforschungsinstitut «Pew Forum» am Montag in Washington. Lediglich 16 Prozent der Katholiken und zwölf Prozent der volkskirchlich orientierten «Maineline»-Protestanten verträten die Auffassung, ihr Glauben allein bringe das Seelenheil.

Am meisten vom Alleinseligmachen ihres eigenen Glaubens überzeugt seien Zeugen Jehovas (80 Prozent), Mormonen (57 Prozent), Evangelikale (36 Prozent) und Muslime (33 Prozent). Bei der Erhebung befragten die Demoskopen im Sommer vergangenen Jahres 35.000 Menschen.

Danach haben sich weiße Evangelikale von der Republikanischen Partei etwas abgewandt. 50 Prozent hätten sich als «Republikaner» oder als «zu den Republikanern neigend» bezeichnet, 34 Prozent als Demokraten oder «zu den Demokraten neigend». Bei der Präsidentschaftswahl von
2004 stimmten dagegen laut «Pew Forum» 80 Prozent der weißen Evangelikalen für den Republikaner George W. Bush. Am stärksten konservativ seien die Mormonen, sie seien zu 65 Prozent republikanisch. Die liberalste Haltung nehmen nach der Umfrage afro-amerikanische protestantische Gläubige ein: 78 Prozent sind demokratisch.

Gläubige der traditionellen protestantischen Kirchen sind danach zu 43 Prozent demokratisch und zu 41 Prozent republikanisch. Katholiken wählten zu 48 Prozent demokratisch und zu 33 Prozent republikanisch, hieß es weiter. 39 Prozent der Befragten gaben an, sie gingen mindestens einmal pro Woche zum Gottesdienst, 15 Prozent ein oder zweimal pro Monat, der Rest selten oder nie. 34 Prozent der «Mainline»-Protestanten, 58 Prozent der Evangelikalen und 42 Prozent der Katholiken besuchen der Studie zufolge mindestens einmal pro Woche die Kirche.

Die Untersuchung des «Pew Forum» ist eine der umfangreichsten demoskopischen Studien zu Glauben und Religion in der US-Geschichte. Erste Daten aus der Erhebung waren bereits im Februar veröffentlicht worden. 91 Prozent der Befragten erklärten, sie glaubten, dass ein Gott oder ein «höheres Wesen» exitiere. 58 Prozent sagten, sie beteten jeden Tag.

51 Prozent der US-Amerikaner gehören dem Institut zufolge einer protestantischen Kirchen an, 24 Prozent sind katholisch. 16 Prozent der Befragten erklärten, sie gehörten keiner bestimmten Religionsgruppe an.