Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) sieht anders als Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) keine Gefahr einer gesellschaftlichen Spaltung in Deutschland.
Aber "wenn wir immer wieder davon sprechen, werden die Leute es so empfinden", sagte die KLB-Bundesgeschäftsführerin Bettina Locklair am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es gebe zwar eine Entfremdung zwischen der Stadt- und Landbevölkerung, diese sei jedoch nicht neu.
Ländlicher Raum nicht im Blick der Politik
Özdemir hatte zuvor von einer großen Unzufriedenheit der Landbevölkerung gesprochen. "Die Menschen auf dem Land haben das Gefühl, abgehängt zu sein.
Sie sorgen sich, dass sie in einer zunehmend von Städtern dominierten Politik unter die Räder kommen", sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Im Bundestag seien zu wenige Abgeordnete, die den ländlichen Raum im Blick haben, sagte auch Locklair.
Großer Gesprächsbedarf
Sie sieht für die aktuelle Situation der Landwirte eine kurzfristige und eine langfristige Lösung. Ziel der aktuellen Proteste seien "der Dialog und das Ernstnehmen der Bedürfnisse in der Landwirtschaft". Der Gesprächsbedarf sei aktuell so groß, dass die geplanten Kürzungen der Agrardieselsubventionen gestoppt werden müssten.
Dann erst könne die Bundesregierung mit den Landwirten darüber sprechen, welchen Anteil auch sie an den Einsparungen im Bundeshaushalt leisten könnten. Für Locklair ist in erster Linie nicht der Wegfall von Subventionen das Problem, sondern die mangelnde Kommunikation seitens der Politik.
Tierwohl und Nachhaltigkeit umsetzen
Langfristig sieht sie wie Özdemir Politik, Verbraucher und Landwirte in der Pflicht, aber auch "einen Lebensmitteleinzelhandel, der seine Marktmacht nicht ausnutzt".
Verbraucher müssten nicht nur vollmundig von Tierwohl und Nachhaltigkeit reden, sondern es auch umsetzen.
Irritiert zeigte sich Locklair über die Kritik an den Protesten: "Was sollen die Bauern denn machen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen?" Angemeldete Demonstrationen auf den Straßen halte sie für angemessen und nicht radikal.