Bauernvertreter glauben nun an kostendeckende Preise - Seehofer warnt vor überzogenen Forderungen

Hoffnung nach Milchgipfel

Der sogenannte Milchgipfel in Berlin ist am Dienstagabend ohne konkrete Ergebnisse zu Ende gegangen. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) legte allerdings ein umfangreiches Papier mit Absichtserklärungen vor, das von Vertretern der Bauernverbände gelobt wurde. So will sich der Minister unter anderem bei der Europäischen Union für einen Milchfonds einsetzen, der für Deutschland mit jährlich 300 Millionen ausgestattet wird. Über konkrete Literpreise für die Milchbauern wurden nicht verhandelt. Dies sei Aufgabe der Wirtschaft und nicht des Staates, betonte Seehofer.

 (DR)

Nach Angaben des Bundesverbandes der Milchviehalter (BDM) liegen die Erzeugerpreise derzeit bei 28 bis 33 Cent pro Liter. Die rund 100 000 deutschen Milchbauern fordern jedoch Erzeugerpreise von mindestens 43 Cent pro Liter, da sie sich sonst in ihrer Existenz gefährdet sehen. An den Gesprächen in Berlin hatten neben Seehofer und Vertretern der Bauernverbände auch Vertreter der Molkereien und des Handels teilgenommen.

Nach dem Treffen sprach Seehofer von «konstruktiven, guten Gesprächen». Die Ergebnisse seien eine gute Grundlage, um die gesteckten Ziele - eine leistungsfähige Landwirtschaft und kostendeckende Milchpreise - zu erreichen. Zugleich warnte Seehofer die Milchbauern vor überzogenen Forderungen. Niemand könne vom Einzelhandel so hohe Preise verlangen, dass die Kunden 20 bis 30 Prozent der Ware in den Regalen ließen, mahnte der Landwirtschaftsminister.

Auch der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Stefan Genth, sagte, nicht marktkonforme und im Vergleich zum europäischen Ausland überhöhte Preise würden die Verbraucher überfordern und zu Absatzrückgängen führen. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, hielt dagegen, die Bauern wüssten zwar, dass sie marktorientiert arbeiten müssten. Allerdings müssten Handel und Verbraucher auch bedenken, dass eine Versorgungssicherheit nur möglich sei, wenn die Bauern wirtschaftlich überleben könnten und dies sei nur durch dauerhaft höhere Preise möglich.

BDM-Präsident Romuald Schaber wertete den Gipfel als wichtigen Teilerfolg. Kurzfristige Maßnahmen wie der Milchfonds seien in Aussicht gestellt worden. Nun müssten den Worten auch Taten folgen. Er sei aber zuversichtlich, dass die Milchbauern auf absehbare Zeit kostendeckende Preise erzielen würden, sagte Schaber.