Rund 7.000 Menschen demonstrieren in NRW für Seenotrettung

"Baut Brücken statt Mauern"

Protest für Humanität und die Rettung von Menschenleben: Zehntausende demonstrieren europaweit für die Rechte von Flüchtlingen und zivile Seenotrettung. In NRW beteiligen sich Menschen in 18 Städten an den Aktionen.

Mit Plakaten und einem Banner demonstrieren Menschen für die Seenotrettung / © Marius Becker (dpa)
Mit Plakaten und einem Banner demonstrieren Menschen für die Seenotrettung / © Marius Becker ( dpa )

Rund 7.000 Menschen in 18 Städten haben am Samstag in Nordrhein-Westfalen für das Recht auf Flucht und eine ungehinderte Seenotrettung im Mittelmeer demonstriert. Größere Kundgebungen gab es unter anderem in Düsseldorf, Köln, Bonn, Münster und Bielefeld.

Europaweit seien bei rund hundert Demonstrationen insgesamt etwa 30.000 Menschen auf die Straße gegangen, erklärte die internationale Bewegung "Seebrücke". Der Schwerpunkt lag in Deutschland, in einigen Städten waren bis in den späten Abend Aktionen geplant.

Sofortige Freigabe aller Seenot-Rettungsschiffe gefordert

In Köln nahmen etwa 500 Menschen an einer Protestaktion vor dem italienischen Generalkonsulat teil. Dort hieß es: "Baut Brücken statt Mauern" und "Solidarität mit Menschen auf der Flucht, die Schiffbruch erleiden". In der Landeshauptstadt Düsseldorf gedachten ebenfalls rund 500 Teilnehmer mit einer Schweigeminute der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge.

Ein Sprecher forderte die "sofortige Freigabe aller Seenot-Rettungsschiffe". Auf Transparenten hieß es: "Fluchtursachen beseitigen statt Menschen in den Tod schicken" und "Die Menschlichkeit muss siegen". Zudem wurde die Einstellung aller Ermittlungsverfahren gegen Seenot-Retter gefordert.

Die Aktion in Zahlen

In Bonn kamen 700 Menschen zusammen. Von einer Rheinbrücke wurden Blumen ins Wasser geworfen, um der Toten im Mittelmeer zu gedenken. In Bielefeld forderten etwa 700 Menschen, es sei "Zeit zu zeigen, dass Bielefeld ein sicherer Hafen ist". In Detmold verlangten rund 400 Demonstranten: "Stoppt das Sterben im Mittelmeer".

Kundgebungen, Mahnwachen und Aktionen unter dem Motto "Notstand der Menschlichkeit" gab es auch in Aachen, Bochum, Dinslaken, Düren, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Leichlingen, Lennestadt, Oberhausen und Wuppertal. Nach Polizeiangaben blieb es überall friedlich.

"Sea-Watch"-Kapitänin Carola Rackete habe richtig gehandelt

Vor rund 800 Demonstranten in Münster sagte eine "Seebrücke"-Sprecherin, sie wolle nicht in einer EU leben, die Menschen an ihren Außengrenzen sterben lasse und internationales Recht ignoriere. In Dortmund nannte es der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ulf Schlüter, vor rund 250 Menschen eine Schande, was derzeit im Mittelmeer geschehe.

"Sea-Watch"-Kapitänin Carola Rackete habe alles richtig gemacht, indem sie Menschenleben gerettet habe.

Soziale Bewegung "Seebrücke"

Der Flüchtlingsrat NRW erklärte, die Odyssee der "Sea-Watch 3", die nirgendwo einlaufen durfte, um vor dem Ertrinken gerettete Menschen an Land zu bringen, sei nur ein aktuelles Beispiel für "eine skandalöse Politik des Wegschauens seitens der europäischen Staaten". Nötig seien sichere Fluchtwege. Nach Angaben der Initiative "Seebrücke" ertrinkt jeder sechste Bootsflüchtling, der über das Mittelmeer nach Europa kommen will.

Die "Seebrücke" ist eine breite soziale Bewegung, die sich nach eigenen Angaben mit mehr als hundert Lokalgruppen bundesweit für sichere Fluchtwege und die kommunale Aufnahme von aus Seenot geretteten Menschen einsetzt. Mehr als 60 Städte und Gemeinden erklärten sich bislang zu "Sicheren Häfen".


Quelle:
epd