Bayerisches Genderverbot sorgt für Diskussionen

Kritik und Lob

Die Gender-Schreibweise mit Doppelpunkt oder Sternchen ist in bayerischen Behördenschreiben künftig nicht mehr erlaubt. Damit sind viele nicht einverstanden. Der Katholische Deutsche Frauenbund sieht einen "bedauerlichen Rückschritt".

Gendern in Texten / © Harald Oppitz (KNA)
Gendern in Texten / © Harald Oppitz ( KNA )

Birgit Kainz, bayerische Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), vermisste "konstruktive Alternativen zur Förderung der Gleichberechtigung". 

Sprache befinde sich im Fluss, sie entwickele sich mit der Gesellschaft mit, präge aber auch Bewusstsein und Denken. Somit sei diese ein wichtiges Instrument zur Förderung der Gleichberechtigung. 

KDFB fordert Ideen statt Verbote

Ihrer Ansicht nach spricht nichts gegen eine konstruktive Betrachtung des Sonderzeichen-Systems, wenn zugleich Raum für Ideen zu einem sensiblen und aktuellen Umgang mit der Sprache geöffnet wird.

Sichtbarkeit, Vielfalt und Toleranz müssten gerade in der jetzigen Zeit gestärkt werden. Der KDFB forderte die Verantwortlichen auf, mit Ideen und nicht Verboten zu punkten.

Gregor Podschun, Bundesvorsitzender des Bundes der Katholischen Jugend, hält eine Regenbogenfahne hoch bei der Fünften Synodalversammlung am 11. März 2023 in Frankfurt. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gregor Podschun, Bundesvorsitzender des Bundes der Katholischen Jugend, hält eine Regenbogenfahne hoch bei der Fünften Synodalversammlung am 11. März 2023 in Frankfurt. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Bayern warf der Staatsregierung vor, mit der Entscheidung das Leben vieler betroffener queerer Menschen zu schädigen. 

"Auch unzählige katholische Heranwachsende werden nach Ostern in die Schulen und Universitäten gehen und sich mit einem Lehrbetrieb konfrontiert sehen, in dem ihre eigene Queerness nicht mehr frei als Lebenswirklichkeit thematisiert wird", so die geistliche Verbandsleiterin Maria-Theresia Kölbl. 

Auch der BDKJ-Landesvorsitzende Florian Hörlein reagierte mit Unverständnis: "Echter, freier politischer Diskurs ist nur mit uneingeschränkten Ausdrucksmöglichkeiten, dem konstanten Bemühen um Aufklärung und dem Ringen um die besten Argumente möglich." 

Fadenscheinige Begründung

Das Genderverbot der Staatsregierung sei fadenscheinig begründet und schütte das Kind mit dem Bade aus. Weiter kündigte Hörlein an, dass beim BDKJ Bayern der Diskursraum weiter fürs Gendern offen bleibe und dazu ermutigt werde, geschlechtersensibel zu sprechen. 

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, CSU, spricht beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten in der Münchner Residenz. / © Felix Hörhager (dpa)
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, CSU, spricht beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten in der Münchner Residenz. / © Felix Hörhager ( dpa )

Die SPD warf Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor, Lehrkräfte und Behördenpersonal mit einem Sprechverbot zu belegen. Ziel des Verbots sei nicht, die deutsche Grammatik zu schützen, sondern die Fortschritte von Freiheit und Gleichstellung anzugreifen. 

Die Gesellschaft für deutsche Sprache begrüßt die Entscheidung

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) begrüßte dagegen die Entscheidung, in Schulen, Behörden und öffentlichen Einrichtungen künftig keine Sonderzeichen wie Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt im Hinblick auf eine gendergerechte Sprache zu erlauben.

Dies entspreche dem Standpunkt der GfdS und des deutschen Rechtschreibrats. Zugleich betonte die sich selbst als politisch unabhängig titulierende Vereinigung, dass sie dennoch klar für eine geschlechtergerechte Sprache sei, "wenn sie verständlich, lesbar und regelkonform ist".

Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist der Dachverband von 17 katholischen Kinder- und Jugendverbänden mit rund 660.000 Mitgliedern. Er versteht sich in erster Linie als Interessenvertretung dieser Verbände in Kirche, Staat und Gesellschaft und kümmert sich darüber hinaus um die Absicherung der finanziellen Förderung.

Fahne des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) / © Harald Oppitz (KNA)
Fahne des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Quelle:
KNA