Bayreuths neuer "Parsifal"

 (DR)

Überschattet von den jüngsten Bluttaten, sind am Montag die 105. Bayreuther Festspiele unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und ohne roten Teppich eröffnet worden. Auf dem Programm stand Richard Wagners Oper "Parsifal" in einer Neuinszenierung von Uwe Eric Laufenberg. Laufenberg zeigt Wagners Spätwerk in sakraler Atmosphäre, aber auch mit Anspielungen auf die Flüchtlingskrise. Er inszenierte das Werk äußerst religionskritisch.

Das Geschehen im ersten Aufzug mit der Enthüllung des Heiligen Grals ist in einer Kirche angesiedelt. Dort stehen zunächst Feldbetten - einem Flüchtlingslager ähnlich. Später zoomt eine Kamera durch eine Öffnung in der Kuppel hinaus in eine Umgebung, wie sie in Syrien anzutreffen sein könnte, brennende Gebäude sind zu sehen.

Der zweite Teil spielt in einer Art orientalischer Wellness-Oase, in der Blumenmädchen vergeblich versuchen, dem "reinen Tor" Parsifal seine Unschuld zu rauben. Die Blumenmädchen sind zunächst schwarz verschleiert. Bevor sie die Bühne betreten, sind sie hinter Gittern - verschleierte Frauen, eingesperrt.

Im dritten Akt dann ist die Kirche - ihrer tragenden Pfeiler beraubt - nur noch eine Ruine. Dahinter kommt das Paradies zum Vorschein, in dem nackte Evas - ganz unbehelligt von Schlangen jeglicher Art - unter einem tropischen Wasserfall duschen.

Ganz zum Schluss, in der berühmten Erlösungsszene, beerdigen Muslime, Juden und Christen die Symbole ihrer Religionen. Kruzifix, siebenarmige Leuchter und liturgische Gegenstände aller Art landen im Sarg. Über all dem thront von Aufzug eins an eine Gestalt. Regungs- und tatenlos wendet sie dem Publikum - wie unbeteiligt - den Rücken zu.

Die Bayreuther Festspiele dauern bis zum 28. August. "Parsifal" ist die einzige Neuinszenierung. (dpa, 26.07.16)