domradio.de: Wenn ein neuer Vorsitzender kommt, kommt meist neuer Wind. Was nehmen Sie sich für die Zukunft vor?
Thomas Andonie (BDKJ-Vorsitzender): Mir ist ganz wichtig, dass junge Menschen Raum bekommen. Raum in Kirche, Staat und Gesellschaft. Dort brauchen junge Menschen Gestaltungsräume auf allen Ebenen. Es ist wichtig, dass dort ihre Meinung berücksichtigt wird. Und dass sie ihr Umfeld so prägen können, wie sie sich das wünschen. Das sollte auch in der Kirche möglich sein. Es gilt zu schauen, wie junge Menschen in der Kirche wieder Heimat finden können. Wie können sie sich angenommen fühlen? Sie brauchen Diskussionsräume, damit sie sich einbringen und verwirklichen können. Nur so können Sie sich im Glauben und in der Gestaltung ihrer Kirche ausüben.
domradio.de: Wird die Jugend in der katholischen Kirche genug wahrgenommen?
Andonie: Das ist ein Thema, dass mir persönlich ganz wichtig ist. Ich möchte nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft das Engagement der vielen jungen Menschen, die sich meist ehrenamtlich einbringen, sichtbar machen. Es wird wahrgenommen, aber es ginge noch besser. Es muss präsenter sein. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Aktion "Zukunftszeit". An dieser Aktion haben Jugendliche aus ganz Deutschland teilgenommen. Sie haben dabei ein starkes Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit und für Menschenfreundlichkeit gesetzt. Eine weitere Aktion ist die "72-Stunden-Aktion", die 2019 wieder stattfindet. Bei dieser Aktion sollen jungen Menschen aus dem Glauben heraus die Gesellschaft mitgestalten. Große Aktionen wie diese beiden sollen das zeigen, was tagtäglich in unzähligen Gruppenstunden, Zeltlagern und Verbandsveranstaltungen passiert.
domradio.de: Nachwuchs ist auch immer wieder ein Thema. Wie möchten Sie junge Menschen begeistern?
Andonie: Mir sind zwei Sachen besonders wichtig: Die Kirche muss wieder ein glaubwürdiger Ansprechpartner werden. Es muss ein gutes Angebot mit genügend Raum zur Selbstentfaltung geben. Wir brauchen aber auch eine gute Streitkultur. Junge Menschen sollen nicht nur vorgefertigte Meinungen bekommen, sondern sollen mit uns als Kirche und in den kirchlichen Verbänden Diskussionen führen könne. Dabei kann eine gemeinsame Meinung gefunden werden und die Jugendlichen können auch die Theologie verstehen, die dahinter steht.
Das Interview führte Silvia Ochlast.