Beauftragter fordert mehr Offenheit der Kirche für Indigene

"Starre liturgische Vorgaben"

Der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe, rät der katholischen Kirche zu einer stärkeren Öffnung für indigene Kultur. An etlichen Stellen gebe es bereits entsprechende Bemühungen.

Mitglieder der indigenen Gemeinschaft der Muisca / © Yulieth Rincon (dpa)
Mitglieder der indigenen Gemeinschaft der Muisca / © Yulieth Rincon ( dpa )

Diesen Weg sollte die Kirche "konsequent weiterverfolgen", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag. "Auch um ihrer selbst willen."

Frank Schwabe, damaliger Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der SPD-Bundestagsfraktion, spricht bei der 164. Sitzung des Bundestags.  / © Britta Pedersen (dpa)
Frank Schwabe, damaliger Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der SPD-Bundestagsfraktion, spricht bei der 164. Sitzung des Bundestags. / © Britta Pedersen ( dpa )

Evangelische Gruppen täten sich damit leichter und hätten zuletzt an Einfluss gewonnen. In der katholischen Kirche indes sorgten starre liturgische Vorgaben nicht selten für Kompatibilitätsprobleme. Er plädiere in dieser Frage für mehr Flexibilität, so Schwabe.

Der SPD-Politiker hatte in den vergangenen Tagen Guatemala und Honduras besucht. Dabei traf er mit mehreren Vertretern der Ureinwohner zusammen. Zudem sprach er mit hochrangigen Kirchenführern der Region wie dem guatemaltekischen Kardinal Alvaro Ramazzini.

Dieser setzt sich seit Jahren besonders für die Rechte Indigener ein, deren Existenzgrundlagen unter anderem von Bergbau, Waldzerstörung und Landraub bedroht werden.

Mehr Respekt für Naturreligionen

Schwabe beklagte ein allgemein unterentwickeltes Verständnis für die naturreligiösen Vorstellungen Indigener und ihr besonderes Verhältnis zur Natur. Die Bundesregierung wolle mithelfen, diese Aspekte mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Hilfreich dabei seien nicht zuletzt Projekte in Zusammenarbeit mit kirchlichen Akteuren. Er wolle sich dafür einsetzen, dieses Engagement weiter zu stärken, versicherte Schwabe.

Das Amt des Religions- und Weltanschauungsbeauftragten der Bundesregierung wurde 2018 geschaffen und ist beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) angesiedelt. Frank Schwabe hat dieses Amt seit Anfang 2022 inne.

Was sind indigene Völker?

Die Vereinten Nationen haben die frühere Bezeichnung "Ureinwohner" durch "indigene Völker" ersetzt. In der Satzung des World Council of Indigenous Peoples (WCIP) heißt es: "Indigene Völker bestehen aus Menschen, die in Ländern mit unterschiedlichen ethnischen oder rassischen Gruppen leben, die von der frühesten Bevölkerung abstammen, die in diesem Gebiet überlebten und die als Gruppe nicht die nationale Regierung der Länder kontrollieren, in denen sie leben." (Vereinte Nationen)

Indigene in Rom / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Indigene in Rom / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )
Quelle:
KNA