Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist zuversichtlich, dass unter Papst Franziskus im Jahr des 500. Reformationsjubiläums eine weitere Annäherung zwischen Protestanten und Katholiken möglich ist. Es sei an der Zeit, gemeinsam über weitere konkrete Schritte auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirchen nachzudenken, sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten am Sonntag dem
Evangelischen Pressedienst (epd) vor seinem Abflug nach Rom. Dort wird Bedford-Strohm am Montag an der Spitze einer hochrangigen EKD-Delegation vom katholischen Kirchenoberhaupt im Vatikan empfangen.
Der EKD-Ratsvorsitzende nannte es "ein beeindruckendes Zeichen von Papst Franziskus", dass dieser am 31. Oktober auf Einladung des Lutherischen Weltbundes ins schwedische Lund gereist war, um an der Eröffnung des Jubiläumsjahres teilzunehmen. Damit habe er gezeigt, wie sehr ihm die Ökumene am Herzen liegt. "Das gab es noch nie, dass ein Papst an der Eröffnung eines Jahrhundertgedenkens der Reformation so prominent mitgewirkt hat", sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm.
Zweites Treffen
Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten wird der 500. Jahrestag mit einem starken ökumenischen Akzent gefeiert.
Bedford-Strohm trifft Franziskus am Montag zum zweiten Mal. Er erlebe den Papst "als authentischen Christenmenschen, der nah bei den Menschen sein will." "Er will den klaren Rückbezug von Theologie und Kirchenrecht auf die pastorale Praxis", sagte der EKD-Ratsvorsitzende: "Damit eröffnet Papst Franziskus auch im ökumenischen Gespräch neue Räume."