Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, will den Vatikan-Brief zum Kommunionsempfang nicht als Bremse in der Ökumene verstanden wissen. Aus dem Schreiben gehe nicht hervor, dass das Anliegen der katholischen deutschen Bischöfe, die Kommunion für protestantische Ehepartner zu öffnen, "als illegitim zurückgewiesen wird", sagte Bedford-Strohm der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). Er sehe in diesem "Zwischenschritt" auch eine Chance, die Kommunionfrage für konfessionsverschiedene Eheleute auf Ebene der katholischen Weltkirche zu klären.
Intervention Impuls für den ökumenischen Weg?
"Ich kann mir die Intervention des Papstes nur so erklären, dass einem zunächst nationalen Anliegen nun doch eine weltkirchliche Bedeutung zugemessen wird und mehr als vorher auch als relevant für die Ökumene mit anderen Kirchen gesehen wird", sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Diese Einsicht sei im Verlauf der Meinungsbildung offensichtlich erst spät erfolgt.
"Womöglich will man in Rom darüber nachdenken, wie das Anliegen der deutschen Bischöfe auf eine theologische und kirchenrechtliche Basis gestellt werden kann, die breiter und stärker ist als die, die bislang erarbeitet wurde", sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten. Vielleicht werde sich dieser Zwischenschritt eines Tages als richtig erweisen, "indem er ein hohes Maß an Einmütigkeit für den ökumenischen Weg hergestellt hat".
Knackpunkt Eucharistie
Nach dem im Internet kursierenden Brief des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, an den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ist das geplante Dokument der deutschen Bischöfe zur Öffnung der Kommunion nach Ansicht von Papst Franziskus noch nicht reif zur Veröffentlichung. Die Bischöfe hatten auf ihrer Frühjahrsvollversammlung im Februar mit Drei-Viertel-Mehrheit beschlossen, eine pastorale Handreichung zur Teilnahme protestantischer Ehepartner an der Kommunion in Einzelfällen auf den Weg zu bringen.
Das Verständnis von Kommunion und Abendmahl ist nach wie vor einer der größten Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten. An katholischen Eucharistiefeiern dürfen bislang in der Regel nur Katholiken teilnehmen, während in der evangelischen Kirche auch Christen anderer Konfession zum Abendmahl eingeladen sind.
Bedford-Strohm sagte, der Papst habe die Bischofskonferenzen weltweit ausdrücklich ermuntert, seelsorgliche Lösungen für konfessionsverschieden Eheleute entsprechend den Gegebenheiten vor Ort zu finden. "Nichts Anderes haben die Bischöfe in Deutschland getan", betonte der bayerische Landesbischof: "Wenn sich in einem solchen Prozess herausstellt, dass die Sehnsucht nach ökumenischen Schritten auch in anderen Ländern groß ist, dann könnte man die Verlagerung der Debatte auf die weltkirchliche Ebene auch als Fortschritt sehen."