Bei Anschlag auf den Philippinen kommen sechs Menschen ums Leben

Wieder Bombenattentat vor Kirche

Zwei Tage nach dem tödlichen Attentat vor der Kathedrale von Cotabato hat es auf den Philippinen erneut mehrere Bombenanschläge gegeben. Am Dienstag explodierte vor einer katholischen Kirche auf der Insel Jolo eine Bombe und riss sechs Menschen in den Tod, 40 weitere wurden nach Angaben philippinischer Medien verletzt.

 (DR)

Die Bombe soll in einem Motorrad versteckt gewesen sein, das gegenüber der Kirche geparkt war. Unter den Verwundeten sind den Berichten zufolge drei Polizisten. Der Zustand vieler Verletzter sei "kritisch". In Jolo-Stadt wurde nach Angaben der Medien eine zweite Bombe vor einer anderen, gegenüber einer Tankstelle gelegenen Kirche gefunden. Sie sei jedoch von der Polizei kontrolliert zur Explosion gebracht worden.

Drei weitere Bomben explodierten am Dienstagmorgen in Städten auf der Insel Mindanao. In Iligan seien mindestens zwei Menschen schwer verletzt worden, darunter zwei Soldaten. Der Sprengsatz sei in der Nähe eines Mannschaftswagens der Armee detoniert. Keine Angaben machten die Medien bislang über die Zahl der Toten und Verletzten bei den anderen Anschlägen.

Unklar ist auch, wer für die Attentate verantwortlich ist. Bislang hat sich keine der bekannten Terrororganisation dazu bekannt. Die Insel Jolo ist eine Hochburg von Abu Sayyaf, der enge Verbindungen zur indonesischen Terrorgruppe Jemaah Islamiah als auch zum Netzwerk El Kaida nachgesagt werden. Islamische Rebellen kämpfen seit Jahrzehnten für mehr Autonomie der Muslime auf Mindanao und anderen Inseln im Süden der Philippinen.

Papst Benedikt XVI.: Abscheulicher Anschlag
Am Sonntag hatte eine Bombe vor der Kathedrale von Cotabato auf Mindanao fünf Menschenleben gefordert; die Zahl der Verletzten geben philippinische Medien inzwischen mit 55 an. Nach dem Anschlag wurde vor allen Kirchen in Cotabato die Militärpräsenz verstärkt.

Die Bischofskonferenz des Landes verurteilte die erneuten Bombenanschläge scharf. Deren Vorsitzender, Erzbischof Angel Lagdameo, zeigte sich "alarmiert". Die Hintermänner sollten ihre Anliegen nicht mit Gewalt durchsetzen, sondern sie in den "angemessenen Foren" vorzubringen. Bereits am Sonntag hatte Papst Benedikt XVI. den Anschlag von Cotabato "abscheulich" genannt.

Örtliche Medien spekulierten am Dienstag, die Anschläge könnten auch von "staatlichen Kräften" inszeniert sein. Ziel sei, der Regierung einen Vorwand zur Verhängung des Kriegsrechts zu liefern. Die Philippinen befinden sich derzeit in einer innenpolitisch heiklen Situation. Große Teile der Öffentlichkeit als auch der Medien werfen Staatspräsidentin Gloria Arroyo vor, alles tun zu wollen, um an der Macht zu bleiben.

Die Amtszeit der in Korruptionsskandale verwickelten Präsidentin läuft in zehn Monaten aus. Laut Verfassung kann Arroyo nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren. Als Optionen der Präsidentin zum Machterhalt handeln Medien und Opposition eine Verfassungsreform, eine Verschiebung der Wahl oder die Verhängung des Kriegsrechts. Am 27. Juli soll Arroyo ihre Rede zur Lage der Nation halten.