Bei der wöchentlichen Generalaudienz erinnerte Benedikt XVI. an den englischen Benediktinermönch Beda Venerabilis (um 673-735) und nannte ihn einen «europäischen Heiligen». Auf aktuelle politische Themen ging der Papst in seiner gut 15-minütigen Ansprache nicht ein.
Trotz eisiger Kälte fand die wöchentliche Audienz wegen des starken Andrangs erstmals in diesem Jahr auf dem Petersplatz statt. Dabei wehte der stürmische Wind dem Papst während seiner Rede seine weiße Kopfbedeckung, den Pileolus, davon. Das Kirchenoberhaupt setzte seine Meditation unbeirrt fort. Während es Benedikt XVI. bei der Fahrt im offenen Papamobil und auf dem Podium sichtlich fröstelte, skandierten die rund 20.000 Pilger unbeirrt und lautstark «Benedetto». Gewöhnlich findet die wöchentliche Audienz zu dieser Jahreszeit in der Vatikanischen Audienzhalle oder auch im Petersdom statt.
Benedikt XVI. sagte, Beda habe mit der Verwendung der Volkssprache bei der Auslegung des Glaubens zur Formung des christlichen Europa beigetragen. Die Übertragung in neue Sprachen stehe auch für die Universalität des christlichen Glaubens und habe zur Prägung Europas beigetragen.
Der Mönch habe zugleich gewusst, dass das Wirken des Heiligen Geistes nicht mit dem Tode der Apostel geendet habe, sondern dass Gottes Wirken weitergehe auf seinem Weg in der Geschichte. Dabei sprach der Papst ausdrücklich von der «Vielfalt und Verschiedenheit in der Einheit». Mit der Ansprache über Beda setzte der Papst die Vorstellung bedeutender Kirchenschriftsteller bei seinen Generalaudienzen fort. Benedikt XVI. rief die Gläubigen auf, nach dem Vorbild des umfassenden gebildeten Heiligen die Bibel zu studieren, an der Liturgie teilzunehmen und so den Glauben und die Kirche immer besser kennenzulernen.
Papst beklagt mangelnden Lebensschutz in USA
Papst Benedikt XVI. hat die Präsidentin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, am Mittwoch am Rand der Gerneralaudienz in Rom empfangen. Dabei kritisierte er Vatikanangaben zufolge indirekt die Haltung der neuen US-Regierung zu Fragen des Lebensschutzes. Das Kirchenoberhaupt unterstrich, dass die kirchliche Lehre von allen Katholiken das Eintreten für eine Rechtsordnung verlange, die «das menschliche Leben in allen Phasen» schützt. Dies gelte besonders für Parlamentarier und Regierungsmitglieder.
Seit dem Amtsanstritt von Präsident Barack Obama ist Pelosi die erste hochrangige US-Politikerin, die mit Bendikt zusammentraf.
Lebensschutzorganisationen in den USA forderten unterdessen die katholische Kirche auf, Pelosi und Vize-Präsident Joe Biden die Kommunion zu verweigern. Beide demokratischen Politiker sind katholisch. Ihre Zustimmung zu liberalen Abtreibungsregelungen und zur Stammzellforschung widerspreche der katholischen Lehre. Anders als sein Vorgänger George W. Bush will Obama Forschung mit embryonalen Stammzellen finanziell fördern.
Benedikt XVI. kritisiert Haltung der neuen US-Regierung zu Fragen des Lebensschutzes
Pelosi beim Papst
Papst Benedikt XVI. hat auf die Ausrichtung der Kirche auf Rom betont. Die katholische Kirche müsse katholisch, apostolisch und "römisch sein" und habe ihren konkreten Mittelpunkt in Rom, sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch auf dem Petersplatz. Am Rande der Generalaudienz empfing der Papst die Präsidentin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi und kritisierte indirekt die Haltung der neuen US-Regierung zu Fragen des Lebensschutzes.
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