Benedikt XVI. warnt vor Zusammenstoß der Religionen

2006: Der Papst blickt zurück

Der Nahost-Krieg, die Spannungen im Heiligen Land und die Gefahr eines Zusammenstoßes der Kulturen und Religionen waren nach Worten Benedikt XVI. die großen Bedrohungen und Herausforderungen im zu Ende gehenden Jahr 2006. Die Suche nach Wegen zum Frieden bleibe bleibe weiter oberste Aufgabe aller, die sich um die Zukunft des Menschen sorgen, betonte der Papst am Freitag in seinem traditionellen Jahresrückblick vor der römischen Kurie im Vatikan. Als Höhepunkte für den Vatikan bezeichnete der Papst seine vier Auslandsreisen nach Polen, nach Spanien, nach Bayern und in die Türkei.

 (DR)

Als unvergesslich bezeichnete Benedikt XVI. die "Begegnung mit dem Glauben und mit den Gläubigen" in seiner bayerischen Heimat.
Bei seinem Aufenthalt in München, Altötting, Regensburg und Freising habe er die Einzigkeit Gottes herausstreichen und vor einem Vergessen Gottes gerade in den westlichen Gesellschaften warnen wollen.

Zudem sei es um den Dialog zwischen den christlichen Kirchen, aber auch grundsätzlich um das dringend notwendige Gespräch zwischen Glaube und Vernunft gegangen. Der Dialog zwischen den Religionen sei in Regensburg nur am Rand zur Sprache gekommen. Neben den Grenzen des Gesprächs mit einer säkularisierten Vernunft, die sich der Gottesfrage ganz verschließt, sei er vor allem auf die gemeinsamen Aufgaben der Religionen für die Wahrheit und für den Menschen eingegangen.

Nachdrücklich dankte Benedikt XVI. im Jahresrückblick für seinen Besuch in der Türkei. Er habe ihm die Möglichkeit gegeben, nochmals seinen tiefen Respekt vor dem Islam zu bekunden. Er erwarte sich von der Reise Anstöße für die Ökumene, aber auch für die Religionsfreiheit in dem Land. Dieses in der türkischen Verfassung verankerte Prinzip müsse auch im Alltagsleben der Christen und der christlichen Gemeinden, vor allem für das orthodoxe Patriarchat, praktisch umgesetzt werden, betonte der Papst.

Dialog mit Islam intensivieren
Intensiviert werden muss nach Einschätzung Benedikt XVI. der Dialog mit den Muslimen. Zu berücksichtigen sei dabei, dass der Islam heute vor ähnlich großen Herausforderungen stehe wie das Christentum gegenüber der Aufklärung. Das Konzil habe für die katholische Kirche nach langer und mühsamer Suche konkrete Wege und Lösungen aufgezeigt. Sie habe sich gegenüber einer "Diktatur der positivistischen Vernunft" behaupten müssen, die Gott aus dem Leben der Gemeinschaft und des Staates ausgrenzen wolle, so das Kirchenoberhaupt.

Andererseits habe die Kirche die positiven Anstöße der Aufklärung aufgegriffen, einschließlich Menschenrechten und Religionsfreiheit. Hier stehe auch die islamische Gemeinschaft mit ihren Traditionen vor der großen Aufgabe, angemessene Wege und Lösungen zu finden, erinnerte Benedikt XVI. Die Christen fühlten sich dabei mit jenen Muslimen solidarisch, die sich auf Grund ihrer religiösen Überzeugung gegen Gewalt sowie für die Synergie von Glaube und Vernunft, von Religion und Freiheit einsetzten.
Freude nimmt, sondern euch menschlicher, echter und schöner macht!"