Benediktiner erklärt Zusammenhang von Mondstand und Ostern

Termin schwankt um vier Wochen

An diesem Montag ist Vollmond. Es ist der erste nach dem Frühlingsanfang. Das hat Auswirkungen auf den Termin des Osterfestes. Warum das so ist, kann der Hobby-Astronom und Benediktinerpater Christoph Gerhard erklären.

Symbolbild Vollmond hinter Bäumen / © kdshutterman (shutterstock)
Symbolbild Vollmond hinter Bäumen / © kdshutterman ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was hat der Mond hat mit der Berechnung von Ostern zu tun?

 Pater Christoph Gerhard in der Sternwarte / © Harald Oppitz (KNA)
Pater Christoph Gerhard in der Sternwarte / © Harald Oppitz ( KNA )

Christoph Gerhard (Benediktinerpater, Hobby-Astronom der Abtei Münsterschwarzach): Das Datum des Osterfestes wird relativ einfach bestimmt. Man sucht den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlingsbeginns. Der darauffolgende Sonntag ist dann der Ostersonntag. 

DOMRADIO.DE: Man könnte also einfach den Frühlingsbeginn am 21. März nutzen und den nächsten Vollmond danach als Datum für das Osterfest festlegen?

Pater Christoph: Fast. Nach dem Vollmond wartet man nur noch auf den folgenden Sonntag. Weil das Osterfest ja immer auf einem Sonntag liegt. 

Pater Christoph

"Das Pessachfest bestimmt sich nach dem Frühlingsvollmond."

DOMRADIO.DE: Wie genau ergibt sich diese Festlegung? 

Pater Christoph: Die Festlegung kommt aus den Evangelien und aus den Leidens- und Auferstehungserzählungen in den Evangelien. Jesus hat ja mit seinen Jüngern das Abschiedsmal gefeiert, das direkt mit dem Pessachfest zu tun hat. 

Das Pessachfest bestimmt sich nach dem Frühlingsvollmond. Und weil das Pessachfest auf den Freitag beziehungsweise auf den Samstag, auf den Sabbat, fiel und Jesus ja am Sonntag, am dritten Tage, auferstanden ist, muss man praktisch auf den Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gehen. Daher kommt diese Regel. 

DOMRADIO.DE: Für die Feststellung eines Vollmondes braucht es nicht unbedingt eine Sternwarte. Sie haben aber in Münsterschwarzach eine Sternwarte. Wie sieht das aus?

Pater Christoph: In der Mitte ist ein starkes Stativ. Das muss sehr stabil sein, denn es trägt eine Montierung, die die Erddrehung ausgleicht. Es trägt die Teleskope von fast 50 Kilogramm. Man kann das Ganze mit einem kleinen Finger bewegen. Das ist eine tolle mechanische Geschichte. Drumherum ist die Kuppel, die wunderschön gegen Fremdlicht schützt. 

Christoph Gerhard, Benediktinerpater in der Sternwarte der Abtei Münsterschwarzach in Schwarzach / © Harald Oppitz (KNA)
Christoph Gerhard, Benediktinerpater in der Sternwarte der Abtei Münsterschwarzach in Schwarzach / © Harald Oppitz ( KNA )

Auch wenn richtig kalter Wind geht, ist es wunderschön. Denn man hat nur einen Kuppelspalt, durch den man rausgucken kann. Das Teleskop schaut dann praktisch durch diesen Kuppelspalt in den Himmel. 

DOMRADIO.DE: Was genau beobachten Sie in der Regel mit diesem Teleskop? 

Pater Christoph: Da gibt es keine speziellen Dinge. Ich beobachte alles, was interessant ist. Im Moment gibt es einen wunderschönen Kometen am Himmel, der die Bezeichnung "12P" trägt, weil er periodisch ist. Die beiden Astronomen Pons und Brooks haben ihn entdeckt. Nach denen ist er benannt. 

Zudem steht der Jupiter wunderschön am Abendhimmel. Schließlich kommen nach dem Abendhimmel, wo der Orion markant mit seinem Orionnebel steht, im Laufe der Nacht die ganzen Galaxien hoch. Zunächst in der Jungfrau und dann im Löwen. Wenn es klar ist, kann man die wunderbar beobachten. 

DOMRADIO.DE: Kommen sich Glaube und Astronomie auch mal in die Quere? Denn eigentlich ist es ja schon ein bisschen ungewöhnlich, dass eine Abtei eine eigene Sternwarte betreibt? 

Pater Christoph

"Wenn ich etwas über die Schöpfung weiß, kann ich vielleicht damit auf den Schöpfer zurückschließen."

Pater Christoph: Nein, es ist nicht ungewöhnlich. Gerade Klöster haben immer wieder Sternwarten gebaut, gehabt und betrieben. Der einfache Grund ist, diese Osterberechnung richtig durchführen zu können, damit man in der Nacht die richtigen Zeiten hatte, um seinen Gottesdienst anfangen zu lassen. Da gab es an den damaligen Polarsternen Sternbeobachtungen, damit man wusste, wieviel Uhr es ist. Es war eine "Eichhilfe", damit man nicht durcheinandergeriet. 

Ein anderer Grund war, um Wissenschaft zu betreiben. Denn wenn man etwas über die Schöpfung weiß, kann man vielleicht damit auf den Schöpfer zurückschließen. Somit befruchtet die Astronomie eigentlich den Glauben und umgekehrt.

Die Astronomie ist zumindest in unserer heutigen Zeit eine reine Naturwissenschaft. Die Naturwissenschaft und somit auch die Astronomie weiß zwar wie es funktioniert, aber sie gibt einem keinen Sinn und keine Deutung. Da braucht man ein anderes Gerüst dazu: den Glauben, das Nachdenken und die Philosophie.

Die beiden Dinge sind immer sehr spannend miteinander in Verbindung zu bringen. Manchmal sehr spannungsreich, aber manchmal auch sehr fruchtbar. 

Das Interview führte Verena Tröster.

Abtei Münsterschwarzach

Abtei Münsterschwarzach / © Milan1983 (shutterstock)

Im Jahr 1913 gründeten Missionsbenediktiner aus St. Ottilien das 1803 unter Napoleon aufgehobene Kloster Münsterschwarzach neu. Damit setzte sich in Schwarzach am Main eine fast 1200 Jahre alte Klostertradition fort. Heute ist die Benediktinerabtei eines der bedeutendsten Klöster im deutschsprachigen Raum. Für die Region Mainfranken ist sie geistliches Zentrum, aber auch ein touristisch sowie wirtschaftlich bedeutender Faktor.

Quelle:
DR