Benediktinerabtei verschifft Glocke nach Tansania

Von Meschede nach Mvimwa

Vom Sauerland nach Tansania sind es rund 7000 Kilometer. Jetzt wurde eine Glocke in Meschede auf den Weg nach Afrika gebracht. Pater Maurus aus der Benediktinerabtei Königsmünster über Idee und Realisierung dieser spektakulären Reise.

 (BKM)

DOMRADIO.DE: Wissen Sie, wo die Glocke im Moment ist?

Pater Maurus Runge (Missionsprokurator der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede): Sie ist am Hafen in Hamburg angekommen, wo sie auf die Verschiffung nach Tansania wartet.

DOMRADIO.DE: Wie ist die Idee entstanden, eine Kirchenglocke vom Sauerland bis nach Tansania zu schicken?

Pater Maurus: Wir unterstützen schon länger die Abtei Mvimwa in Tansania. Es ist eines unserer Partnerklöster der Missionsbenediktiner. Wir haben dort die ganze Landwirtschaft aufgebaut, auch viel für die leiblichen Bedürfnisse der Menschen getan. Dann hat sich mit der Zeit in unserer Abtei gemeinsam mit dem Pater Abraham, der quasi für die Handwerker als Schmied steht, die Idee entwickelt, dass man auch mal ein geistliches Projekt auf den Weg bringen könnte.

 (BKM)

In der Abtei Mvimwa stand damals der Kirchenbau an, eine neue Kirche für die Gemeinschaft von über 90 Personen ist gebaut worden. Und da haben wir gedacht, da können wir doch dieser Abtei eine Glocke schenken.

DOMRADIO.DE: Und diese Glocke, die steht dann ja auch so ein bisschen für die Verbindung zwischen ihrer Abtei und der Abtei Mvimwa in Tansania. Das wird auch symbolisch deutlich gemacht, oder?

Pater Maurus: Auf der Glocke findet sich eine Abbildung, die auf dem Bronzeportal unserer Abteikirche auch zu finden ist. Und zwar ist das die Verkündigungsszene aus dem Propheten Jesaja: "Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen", die dann ja auch später auf die Geburt Jesu aus Maria gedeutet worden ist. Und diese Abbildung ist mit 3D und Lasertechnik eingescannt, der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher übermittelt worden und findet nun auf der Glocke ihren Platz.

DOMRADIO.DE: Und damit steht dann auch ein Teil von Königsmünster in Tansania. Warum ist Ihnen diese internationale Partnerschaft so wichtig?

Pater Maurus: Wir sind ja Missionsbenediktiner, das heißt, uns ist diese Verbindung von Klöstern auf der ganzen Welt von unserer Gründung im Ende des 19. Jahrhunderts in die Wiege gelegt. Natürlich hat sich der ganze Missionsbegriff gewandelt. Es sind heute vielleicht nicht mehr die Missionare, die ein Leben lang ausgesandt werden. Aber es gibt einen ganz wichtigen interkulturellen Austausch in der Kirche. Mission ist keine Einbahnstraße. Wir lernen ja auch durchaus voneinander, auf ganz vielen Ebenen. Wir haben auch einen Mitbruder aus Tansania bei uns, der gerade in Salzburg Theologie studiert, und lernen auch von ihm ganz viel über Kirche in Afrika, über Frömmigkeitsformen in Afrika und ganz verschiedene Geschichten.

Pater Maurus

"Das weitet den Blick und auch den Horizont."

DOMRADIO.DE: Was für Auswirkungen hat das auf ihre Gemeinschaft, auf ihr Glaubensleben?

Pater Maurus: Das weitet den Blick noch mal. Die europäische oder die deutsche Kirche droht ja auch auch oft so selbstbezogen zu sein. Wenn man den Blick weitet, sieht man, woanders gibt es eben auch Probleme. Wir sind eine Gemeinschaft als Kirche, die über die engen Landesgrenzen hinausreicht. Das weitet den Blick und auch den Horizont.

DOMRADIO.DE: Jetzt sind Sie auch jemand, der gerne über die Grenzen hinweg reist. Sie waren selbst auch schon in der Abtei in Tansania, in der Abtei Mvimwa. Wie ist Ihre Erfahrung? Ist es leichter, eine Glocke nach Tansania zu bekommen oder einen Menschen?

Pater Maurus: Es ist einfacher für einen Menschen zu reisen als für eine Glocke, weil da natürlich auch ganz viele Zollformalitäten ausgefüllt werden müssen und vieles mehr geregelt sein muss.

DOMRADIO.DE: Wann soll die Glocke dann in Tansania ankommen?

Pater Maurus: Eine normale Schifffahrt dauert so sechs bis acht Wochen. Im Hafen von Daressalam muss sie durch den Zoll und wird da von den Mitbrüdern abgeholt und dann in die Abtei gefahren. Das ist auch noch mal ein ganz langer Weg.

DOMRADIO.DE: Haben Sie denn die Hoffnung, dass Sie diese Glocke in diesem Jahr noch mal selbst läuten hören?

Pater Maurus: Ich plane derzeit, sofern es die Situation zulässt, Ende Juli Tansania und unsere Klöster dort zu besuchen. Ich hoffe natürlich, dass ich dann auch schon die Glocke im neuen Kirchturm der Abtei zum ersten Mal hören werde.

Das Interview führte Gerald Mayer.