Warum die Dominikaner den Heiligen Franziskus so schätzen

Bereichernder Gefährte

Viele Ordensleute waren ihren Zeitgenossen und späteren Generationen eine Inspiration im Glauben. Die Dominikaner haben auch zu dem Heiligen Franziskus eine besondere Verbindung.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Statue des Heiligen Franz von Assisi / © Paoloesse (shutterstock)
Statue des Heiligen Franz von Assisi / © Paoloesse ( shutterstock )

Am 4. Oktober feiert die Kirche das Fest eines sehr populären Heiligen: Franziskus von Assisi. Er ist der Gründer der Minderbrüder, also der Franziskaner, und der Dichter des Sonnengesangs. Franziskus hörte erst im Alter von 25 Jahren den Ruf Christi und vollzog daraufhin eine Kehrtwende in seinem Leben. Er ließ den Reichtum seiner Familie hinter sich und wählte den Weg radikaler Armut, um Christus nachzufolgen. In Armen und Kranken sah Franziskus Christus und fühlte sich daher zu ihnen besonders hingezogen. So ist der Heilige auch heute noch für viele Menschen ein Vorbild.

Besondere Beziehung

Auch die dominikanische Familie hat eine besondere Beziehung zum heiligen Franziskus. Denn in einer Chronik von den Anfängen des Ordens, den "Vitae fratrum", berichtet Bruder Gerhard von Frachet davon, dass der heilige Dominikus Franz von Assisi in Rom getroffen habe. Dominikus hatte zuvor in einem Traum einen Gefährten gesehen und erkannte diesen in Franziskus, als er ihn am nächsten Morgen in einer Kirche sah.

Aus dieser Erzählung entstand der Brauch, dass beide Orden das Fest ihrer Gründer gemeinsam feiern. Wo es möglich ist, predigt am Fest des heiligen Dominikus am 8. August ein Franziskaner und am Fest des heiligen Franziskus ein Dominikaner. Katharina von Siena bezeichnet die beiden Heiligen als zwei Säulen der Kirche: Franziskus mit seiner Armut, Dominikus mit seiner Weisheit.

Bedeutung für die Gegenwart

So können der heilige Franziskus und die Verbundenheit der beiden Ordensfamilien auch heute noch inspirierend sein. Zum einen ist da die relativ späte Bekehrung des Heiligen. Denn mit einer Lebenserwartung von 35 bis 40 Jahren hatte man zu seiner Zeit im Alter von 25 die Lebensmitte längst überschritten. Es ist also nie zu spät, um noch einmal neu anzufangen, um sich von Christus in den Dienst nehmen zu lassen oder um seinen Ruf überhaupt erstmalig zu hören.

Immer mehr Menschen wachsen in Deutschland auf, ohne mit der Frohen Botschaft, dem Evangelium, in Kontakt zu kommen. Aber das Beispiel des heiligen Franziskus zeigt, dass Christus nicht irgendwann aufhört, einen Menschen zu rufen. Es ist jederzeit möglich, sein Leben zu ändern, um eine Antwort auf den Ruf Gottes zu geben. Dabei kann auch in hohem Alter Großes möglich sein. Es lohnt sich also, immer neu die Ohren und das Herz für den Anruf Gottes zu öffnen.

Zum anderen zeigt die Verbindung der beiden Ordensfamilien, dass es möglich ist, sich anderen gegenüber zu öffnen. In Zeiten von Pfarreifusionen und Gemeindezusammenlegungen scheint das manches Mal eine Herausforderung zu sein. Es ist selten leicht, die eigenen Traditionen und Gewohnheiten zu verändern und dabei vielleicht Liebgewonnenes aufgeben zu müssen.

Im anderen einen Gefährten sehen

Aber Dominikus und Franziskus zeigen, dass es eine Bereicherung sein kann, wenn man im anderen einen Gefährten sieht. Dominikus war klar, dass er es niemals alleine schaffen könnte, das Evangelium der ganzen Welt zu verkünden. So sah er in Franziskus mit seinen Idealen keine Konkurrenz, sondern einen Gefährten, mit dem er gemeinsam unterwegs war. Jeder auf seine Weise.

So können auch heute die vielen Anderen - die andere Gemeinde, die andere Gruppierung, die andere Richtung - Weggefährten sein. Sie mögen einen anderen Fokus oder eine etwas andere Ausrichtung haben, aber letztendlich geht es allen um die gemeinsame Botschaft. Und je vielfältiger diese verkündet wird, desto mehr Menschen kann sie erreichen.

Gleichzeitig kann eine Öffnung dazu führen, dass das Vertrauen in Gott wächst. Denn wenn man es schafft, gewohnte Strukturen und Gewohnheiten loszulassen, ist es möglich, dass ganz neue Dinge geschehen und wachsen. Gott ist dann derjenige, der wirkt.

Der heilige Franziskus und der heilige Dominikus zeigen, dass es sich lohnt, auf Gott zu vertrauen, um ihn wirken zu lassen. Beide hätten wohl nicht gedacht, dass sie die Begründer von zwei großen und weltweiten Ordensfamilien würden. Sie konnten dies nur werden, weil sie sich ganz Gott überließen. Und wer weiß, was heute passieren kann, wenn wir uns ganz Gott anvertrauen...


Basilika des Heiligen Franziskus von Assisi / © canadastock (shutterstock)
Basilika des Heiligen Franziskus von Assisi / © canadastock ( shutterstock )
Quelle:
KNA