Ihr jüngster Bruder hatte die damals 23-Jährige an einer Bushaltestelle in Berlin-Tempelhof erschossen, weil sie ein selbstbestimmte Leben führen wollte. An der Stelle wurde am Sonntag in Anwesenheit von Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) und weiteren Vertretern aus Politik und Gesellschaft ein Kranz niedergelegt.
Debatte über Ehrenmorde
Die Ermordung von Hatun Sürücü hatte deutschlandweit Entsetzen ausgelöst und eine breite Debatte über fehlende Integration und sogenannte Ehrenmorde ausgelöst. Mit der Erinnerung an die junge Frau sollte auch auf die heutigen Probleme von Jugendlichen aus Einwanderfamilien aufmerksam gemacht werden.
"Hatun Sürücü hat in ihrem kurzen Leben sehr viel Mut bewiesen", sagte Integrationssenatorin Kolat. Sie erinnerte daran, dass die junge Frau ein Leben führen wollte, "das nicht den Vorstellungen ihrer Familie entsprach". Sie habe sich aus einer ungewollten Ehe gelöst, habe alleine Verantwortung für ihren kleinen Sohn Can übernommen und habe kurz vor der Gesellenprüfung zur Elektroinstallateurin gestanden. Der Tod Hatun Sürücüs sei eine Mahnung, weiter für ein gesamtgesellschaftliches Klima der Akzeptanz unterschiedlicher Lebensentwürfe zu kämpfen, betonte Kolat.
Brüder in der Türkei vor Gericht
Hatun Sürücüs jüngster Bruder wurde wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er war im Juli 2014 direkt nach Verbüßung seiner Strafe in die Türkei abgeschoben worden. Im Sommer 2015 hatte die türkische Generalstaatsanwaltschaft auch gegen Sürücüs zwei andere Brüder Mordanklage erhoben. Sie müssen sich nun in Istanbul einem Gerichtsverfahren stellen.