Das gelte für die diversen Vorgaben der Zehn Gebote, etwa der Verpflichtung, Vater und Mutter zu ehren, bis zum Tötungsverbot, sagte Kosslick am Wochenende in Berlin
Häufig gehe es um die negative Wendung der biblischen Aussage. So müsse man zum Verbot des Ehebruchs in dem Regelwerk sagen: "Ohne Ehebruch gäbe es die Hälfte aller Filme nicht."
Kosslick bemängelt Wertverlust
Zugleich bemängelte der Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin eine Fixierung vieler Filme in Kino und Fernsehen auf das Töten. "Wir leben in einer schrecklichen Welt", so Kosslick. Die Menschen schienen alle Werte verloren zu haben. Zugleich verleite die Berufung auf Religion zum Teil zu Intoleranz. Die Reichen würden reicher, die Armen ärmer. Und während es Hunger in der Welt gebe, spekulierten die Banken mit Nahrungsmitteln.
Erschüttert zeigte sich Kosslick vom Schicksal der 71 Flüchtlinge, deren Leichen in einem von Schleppern abgestellten Lastwagen auf einer österreichischen Autobahn gefunden wurden. Das sei eine "fatale Parallele" zu dem Film "In this World" über das Schicksal afghanischer Flüchtlinge, mit dem Michael Winterbottom 2002 die Berlinale gewonnen hatte. "Ich hätte es mir nicht vorstellen können", so Kosslick.
"Himmelsverbot" erhält Dekalog-Filmpreis
Der Berlinale-Chef äußerte sich bei der Verleihung des Dekalog-Filmpreises. Bei dem Wettbewerb der katholischen Guardini-Stiftung und der evangelischen Stiftung St. Matthäus ging es in diesem Jahr um das fünfte Gebot, das Tötungsverbot. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt das Werk "Himmelverbot" von Andrei Schwartz. Der 87-minütige Dokumentarfilm begleitet die schwierige Rückkehr eines Mannes in die Gesellschaft, der wegen Doppelmordes viele Jahre im Gefängnis war. Die Jury sprach von einem großartigen Film um existenzielle Fragen.