Das Berliner Ensemble hat den verstorbenen Schriftsteller Rolf Hochhuth als "leidenschaftlichen Autor" gewürdigt. Er sei "ein überaus streitbarer, politischer Kop" gewesen und zugleich "durch und durch Dramatiker", schrieb Intendant Oliver Reese am Donnerstag in einer Mitteilung.
Mit "Der Stellvertreter", seinem "christlichen Trauerspiel" über die Haltung der katholischen Kirche zum Holocaust, habe er eine politische Debatte in einer Dimension entfesselt, wie sie von Künstlern wohl nur selten entfacht werden könne, erklärte Reese.
"Die Uraufführung seiner "Wessis in Weimar", der polemischen Abrechnung mit der Treuhand, wurde in der Regie von Einar Schleef ein epochaler Theaterabend am Berliner Ensemble – trotz des heftigen Widerspruchs des Autors gegen seinen eigenwilligen Regisseur."
Hochhuth war am Mittwoch im Alter von 89 Jahren in Berlin gestorben. Er gehörte zu den bekanntesten und umstrittensten deutschen Theaterautoren der Nachkriegszeit. Der Chef der Berliner Kudammbühnen, Martin Woelffer, würdigte ihn als "ewig kritische, niemals schweigende, immer kämpfende Stimme Berlins". (dpa, 14.5.20)