Der Berliner Erzbischof Heiner Koch ist in der Deutschen Bischofskonferenz als Leiter der Kommission für Ehe und Familie der "Familienminister". Die Familie müsse in der Politik "als eigener Wert behandelt werden", erklärte Koch. "Es ist unerträglich, dass sie als ökonomische Größe gesehen wird, die ihren Beitrag zum Bruttosozialprodukt leisten soll." Er kritisierte, viele familienpolitische Forderungen sollten erreichen, dass beide Elternteile möglichst schnell nach der Geburt der Kinder wieder voll arbeiteten. "Richtig wäre es aber zu überlegen, was der Familie nutzt, den Kindern und Eltern."
Für alle Familien geeignete Lösungen könne es aber nicht geben, räumte der Erzbischof ein. "Wenn einer länger aus dem Berufsleben aussteigen und zu Hause bleiben möchte, muss der Staat auch das fördern - und nicht nur gerade so ermöglichen." Auch müssten kinderreiche Familien deutlich stärker unterstützt werden. Koch bezeichnete die abnehmende Zahl kinderreicher Familien als "Drama".
Das von der damaligen Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) vorgeschlagene Familiengeld wertete Koch als Schritt in die richtige Richtung. Es gehe aber nicht nur um Geld, sondern auch um Zeit, "daran mangelt es Eltern und Kindern am meisten". Koch sprach sich auch für eine stärkere Unterstützung alleinerziehender und junger Eltern aus. So bräuchten junge Eltern vor allem bei der Familiengründung Geld, verdienten aber am meisten, wenn die Kinder aus dem Haus gingen. "Das ist paradox", so der Familienbischof.