"Wir müssen jetzt in Berlin an mehreren Orten ukrainische Gottesdienste und Gesprächsmöglichkeiten anbieten", sagte Koch der Katholischen Nachrichen-Agentur (KNA) am Montag in Berlin. Die bisherige Personalausstattung mit einem ukrainischsprachigen Seelsorger reiche nicht mehr aus. Koch zeigte sich zuversichtlich, in Kürze einen weiteren Ukrainisch sprechenden Seelsorger in Berlin einstellen zu können.
Der Erzbischof äußerte sich anlässlich eines Besuches in der neuen Caritas-Notunterkunft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Berlin-Prenzlauer Berg. Er wollte sich selbst vor Ort ein Bild von der Situation der Geflüchteten machen. Das Erzbistum sei aktuell dabei, die Versorgung der Flüchtlinge langfristig zu planen. "Im Moment versuchen wir, den Menschen eine erste Hilfe zu bieten. Aber wir fragen uns natürlich, wie werden wir das ausbauen. Denn leider scheint es nicht so, als wäre der Krieg schnell vorbei", sagte Koch.
"Große Offenheit für Vorschläge"
Begleitet wurde der Erzbischof von der Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin, Ulrike Kostka. Sie äußerte sich positiv über die Zusammenarbeit mit der Politik und den Behörden bei der Versorgung der Kriegsflüchtlinge.
Anders als bei der Flüchtlingsbewegung 2015/2016 gebe es aktuell eine große Offenheit etwa von der Berliner Landesregierung für Vorschläge der Wohlfahrtsverbände bezüglich der Flüchtlingsversorgung. "Der entscheidende Punkt jetzt ist, dass die Menschen sich registrieren können und auch Zugang zu Leistungen bekommen", sagte Kostka.
Die Berliner Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) hatte das Erzbistum gebeten, kurzfristig Unterkünfte für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bereitzustellen. Innerhalb von zwei Tagen wurde mit Unterstützung zahlreicher Haupt- und Ehrenamtlicher aus der Caritas-Altenhilfe, dem Caritasverband, der katholischen Gemeinde Heilige Familie, der Nachbarschaft sowie dem Redaktionsteam von rbb 88.8 ein bis dahin leerstehendes ehemaliges Seniorenheim als Notunterkunft hergerichtet.
Anlaufpunkt und Begegnungsort
Die Unterkunft wurde am 10. März eröffnet und kann bis zu 180 Geflüchtete aufnehmen und versorgen. Es gibt einen geschützten Innenhof mit viel Spielfläche für Kinder. Dort steht auch eine Kirche, die von der Gemeinde Heilige Familie und den Ordensschwestern der Karmelitinnen, die im Innenhof ihr Klostergebäude und Gründungshaus haben, genutzt wird.
Der Standort ist für die Ukrainer ein besonderer Ort, weil dort ab 1927 der ukrainische Priester Petro Werhun wirkte, der später selig gesprochen wurde. Er kümmerte sich in Berlin als griechisch-katholischer Priester um orthodoxe und griechisch-katholische Ukrainer. Mit der ukrainisch-griechisch-katholischen Gemeinde steht die Caritas in engem Austausch.
Außerdem soll in den Räumlichkeiten ein Caritas-Ukrainezentrum eingerichtet werden, hieß es weiter. Es soll ein Anlaufpunkt und Begegnungsort für Geflüchtete auch aus anderen Unterkünften sein. Zudem sollen sich private Gastgeber künftig hier beraten lassen können.