Berliner Landessynode entscheidet über Trauung von Homosexuellen

Umstrittener Segen

Ein heißes Eisen greift die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am kommenden Wochenende auf: Ihre Landessynode entscheidet darüber, ob Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt werden.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Homosexuelles Paar hat geheiratet / © Paul Mcerlane (dpa)
Homosexuelles Paar hat geheiratet / © Paul Mcerlane ( dpa )

Während sie in der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen untersagt sind, stehen Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare in den evangelischen Landeskirchen immer häufiger auf der Tagesordnung. Nachdem schon seit den 1990er Jahren mehrere von ihnen den Weg zur Segnung solcher Lebensgemeinschaften geöffnet hatten, gehen einige nun weiter: Im Herbst 2013 beschloss die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, solche Segnungen mit kirchlichen Eheschließungen gleichzustellen. Im vergangenen Januar führte auch die Evangelische Kirche im Rheinland Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare ein.

Beschlussvorlage zur Abstimmung

Eine entsprechende Beschlussvorlage steht nun auf der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am Freitag oder Samstag zur Abstimmung. "Wir wollen das gleichstellen, was wir gleichstellen können", erklärt der Stellvertreter des Berliner Bischofs Markus Dröge, Propst Christian Stäblein: "Den Segenszuspruch für Menschen, die ihr Leben als Paar dauerhaft, verlässlich und in Verantwortung unter Gottes Segen stellen wollen - unabhängig davon, welchen Geschlechts sie sind."

Veränderungen werden auch in der evangelischen Nordkirche erwogen, die vor vier Jahren aus mehreren Landeskirchen entstand. Zwar war die Segnung homosexueller Paare im Bereich der früheren Nordelbischen Kirche schon lange möglich, und 2014 wurde sie auch in Mecklenburg und Pommern eingeführt. Doch künftig sollen sich solche Segnungen nicht mehr signifikant von der Trauung heterosexueller Paare unterscheiden: Sie sollen grundsätzlich in öffentlichen Gottesdiensten stattfinden - mit anschließendem Eintrag in die Kirchenbücher.

Einige evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer leben in gleichgeschlechtlicher Beziehung

Auch etliche Pfarrerinnen und Pfarrer evangelischer Landeskirchen leben heute offen in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung. Was früher verschämt verschwiegen wurde, findet nun sichtbar im Pfarrhaus statt. Zudem engagieren sich immer mehr offen schwule oder lesbische Gemeindeglieder in ihren Gemeinden.

Es gibt aber auch weiterhin kritische Stimmen innerhalb der evangelischen Kirche: In der württembergischen Landeskirche gibt es Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare nur im Rahmen der Seelsorge, nicht im öffentlichen Gottesdienst. "Dabei werden die Menschen gesegnet, nicht die Partnerschaft", heißt es auf der Homepage der Landeskirche. Und Sachsens lutherischer Landesbischof Carsten Rentzing hält Homosexualität für nicht von der Bibel legitimiert.

Manche Kirchenverantwortliche räumen offen ein, es seien keine neuen theologischen Erkenntnisse dafür ausschlaggebend, dass aus den Segnungen nun Trauungen werden. "Zur Homosexualität haben wir uns schon vor gut 15 Jahren positioniert", erklärte der rheinische Präses Manfred Rekowski im Januar: "Hier gibt es keinerlei Erkenntniszuwächse, die eine erneute Grundsatzdebatte erfordern." Man wolle nun in der kirchlichen Praxis "den veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen, der Möglichkeit von Lebenspartnerschaften Rechnung tragen". Ähnlich formuliert es der Berliner Propst Stäblein: "Theologisch gibt es keine neuen Einsichten, die es 2002 nicht auch schon gegeben hätte."

Segnung gleichgeschlechtlicher Paare vor 14 Jahren eingeführt

Vor 14 Jahren, damals noch unter Leitung von Bischof Wolfgang Huber, hatte die damalige Berlin-Brandenburgische Kirche die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare eingeführt. Heute seien aber mehr Geistliche zur Einführung der Trauung bereit, betont Stäblein.

Dennoch gibt es in allen Landeskirchen auch Pfarrer, die aus Gewissensgründen nicht an einer Trauung oder Segnung gleichgeschlechtlicher Paare mitwirken wollen. Dann ist die jeweilige Landeskirche verpflichtet, eine andere Gemeinde zu finden, in der die Zeremonien vollzogen werden können.

In der EKBO fordern nun knapp 20 Kirchengemeinden, das Thema "Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren" wieder von der Tagesordnung der Synode zu nehmen. Denn aus ihrer Sicht widerspricht die geplante Änderung klar den biblischen Aussagen zur Homosexualität. Da aus diesen Gemeinden allerdings niemand an der Synode teilnimmt, wird das Thema wohl auf der Tagesordnung bleiben.


Quelle:
KNA