Berlins Erzbischof bedauert Schließung von Hedwigskathedrale

"Es tut mir weh"

Weil die St. Hedwigs-Kathedrale renoviert wird, schließt sie bald für längere Zeit. Berlins Erzbischof Koch feiert dort an Mariä Himmelfahrt das vorerst letzte Pontifikalamt – mit Bedauern, aber auch Erleichterung, wie er sagt.

Blick in die St. Hedwigs-Kathedrale  / © Jens Kalaene (dpa)
Blick in die St. Hedwigs-Kathedrale / © Jens Kalaene ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie wird das letzte Pontifikalamt in der St. Hedwigs-Kathedrale aussehen? Wird das heute besonders sein?

Heiner Koch (Erzbischof von Berlin): Es ist zunächst mal besonders, weil es das Hohe Fest der Aufnahme Mariens im Himmel ist – für uns ein ganz wichtiges Fest, das darauf hinweist, dass wir eine Zukunft vor uns haben, dass Gott auf uns wartet, dass wir ein Zuhause haben, zu dem wir unterwegs sind. Das ist eine große Botschaft – gerade in einer Stadt, die oftmals keine Berührung zu dieser Dimension hat.

Erzbischof Heiner Koch  / © Michael Kappeler (dpa)
Erzbischof Heiner Koch / © Michael Kappeler ( dpa )

Ich werde am Ende des Gottesdienstes einen alten Brauch aufgreifen und Rosen segnen als Zeichen für die Mutter Gottes, als Zeichen auch des Duftes aus ihrem Grab und den Menschen ein Zeichen der Hoffnung, der Zuversicht mit auf den Weg geben.

Natürlich ist dies auch ein besonderer Gottesdienst, weil es das letzte Pontifikalamt ist, nicht die letzte Messe, in dieser Kathedrale. Das ist für mich auch ein Stückchen Wehmut. 

Aber es ist auch Zeit, dass wir mit den notwendigen Sanierungsarbeiten, die jetzt anstehen – Kuppel und Bodenbeschaffenheit – anfangen. Die Kathedrale hat es dringend nötig.

DOMRADIO.DE: Wie geht es weiter mit dem "Kofferpacken" und dem Umzug?

Koch: Wir werden nach St. Joseph umziehen, das ist in Wedding, ist nicht so weit weg, aber es ist ganz bedeutend, dass wir gerade in diesen Ortsteil gehen. 

Ich werde in dieser Zeit auch an vielen anderen Orten Gottesdienst halten. Ein wenig herumreisender Bischof im Bistum sein, also auch in Brandenburg und Vorpommern. Das sind sehr viele kleine Detail-Absprachen, ein Stückchen Abenteuer ist dabei.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet der Umzug für Sie selber? Längere Wege, neue Umgebung?

Koch: Natürlich! Die Menschen in Potsdam sind auch sehr froh, dass ich dort auch mal Pontifikalämter an Hochfesten halten werde. Wir sind ein flächenmäßig sehr großes Bistum und es ist wichtig, dass die Menschen außerhalb Berlins wissen, er ist auch unser Bischof.

DOMRADIO.DE: Was wird in St. Joseph noch anders sein?

Koch: Sicherlich werden uns die vielen Menschen, die unsere Gottesdienste besuchen, Touristen, Passanten, auch aus dem politischen Bereich, nicht nach St. Joseph folgen. Also die Passanten-Christen, die eine Kirche aufsuchen, weil sie kurzzeitig in Berlin sind oder einfach froh sind, wenn sie auf ihrem Weg eine Kirche vor Ort finden, die werden fehlen. Aber warten wir mal ab, vielleicht gibt es dort eine ganz eigene Prägung aus der Arbeiterschaft und von dem durch interreligiöse Themen geprägten Ortsteil Wedding.

Modell für die Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Walter Wetzler (KNA)
Modell für die Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale / © Walter Wetzler ( KNA )

DOMRADIO.DE: Es sind ja nicht alle glücklich über den Umbau. Am Nachmittag wollen die "Freunde der St. Hedwigs Kathedrale" protestieren. Sie befürchten einen "Radikalumbau und die Zerstörung eines historischen Denkmals", wollen mit allen rechtlichen Mitteln einen Umbau verhindern .Was  sagen Sie zu den Bedenken?

Koch: Ich nehme sie sehr ernst. Ich weiß, dass das ein gravierender Punkt für viele ist, weil ihr Herz getroffen ist, weil sie das Gefühl haben, hier ist ein Stück DDR-Kirchengeschichte betroffen. Sie werden aber sehen, wie viel in dieser Kirche erhalten bleibt und ich versuche wirklich, diese Menschen mit einzubeziehen - mit dem, was noch zu gestalten ist. 

Ich weiß, dass manche den Weg nicht mitgehen werden. Das ist traurig, aber es wurde eine Entscheidung in einem guten kommunikativen Prozess gefällt.

DOMRADIO.DE: Und mit welchem Gefühl gehen Sie heute in das letzte Pontifikalamt? Ist das einem Erzbischof, ganz Profi, egal wenn er die Heimatkirche wechselt?

Koch: Nein, irgendwie tut es mir weh. Es ist eine Kirche, die an einem so zentralen Ort gelegen ist und so viele pastorale Chancen besitzt. Ich würde am liebsten morgen weiter Gottesdienste feiern – in einer renovierten Kirche. Bloß diese Kirche – unabhängig von ihrem Umbau – ist dringend erneuerungsbedürftig. 

Sie ist in manchen Dingen marode, schmutzig, sie muss gesichert werden. Wir müssen auch neue Herausforderungen angehen, zum Beispiel wie wir Menschen hereinbekommen, die nicht zwangsläufig in die Kirchen hereinfallen. Die Frage des Lichtes, der Heizung, der Luft in dieser Kirche, die Lautsprecheranlage, technische Möglichkeiten. 

Es sind so viele Dinge, seit 40 Jahren ist an der Kirche nichts gemacht worden. Ich bin erleichtert, dass es losgeht, aber bedaure auch, dass ich die Kirche verlassen muss.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © hanohiki (shutterstock)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © hanohiki ( shutterstock )

Die Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale gehört zu den bedeutenden katholischen Gotteshäusern in Deutschland. Sie ist auch eines der historischen Wahrzeichen der Hauptstadt. Die Bischofskirche des Erzbistums Berlin hat jährlich über 200.000 Besucher. Geweiht wurde der runde Kuppelbau am 1. November 1773.

Quelle:
DR