Berlins Katholiken erhalten Ersatzkathedrale auf Zeit

"Zu den Rändern"

Wegen Bauarbeiten an Sankt Hedwig erhalten die Katholiken des Erzbistums Berlin eine andere Kathedrale auf Zeit. Der neue Standort sei zwar nicht so schick wie der alte, passe aber zum Aufruf des Papstes, an die Ränder zu gehen.

Kathedrale Sankt Hedwig / © Kristian Barthen (KNA)
Kathedrale Sankt Hedwig / © Kristian Barthen ( KNA )

Das sagte Dompropbst Przytarski. Ab 1. September wird die Kirche Sankt Joseph im Stadtteil Wedding wegen Bauarbeiten an der Sankt-Hedwigs-Kathedrale als Bischofskirche genutzt, wie Dompropst Tobias Przytarski am Mittwoch erklärte. Dort feiern dann Erzbischof Heiner Koch und das Metropolitankapitel Sankt Hedwig, ein Beratungsgremium des Erzbischofs, die zentralen Gottesdienste des Erzbistums. Grund des Umzugs sind Sanierung und Umgestaltung der Hedwigskathedrale, die voraussichtlich bis 2023 dauern.

"Etwas anderes ist als die edle Stadtmitte"

Die Kirche Sankt Joseph ist eine neoromanische Basilika mit Jugendstilelementen und zwei Türmen. Sie ist wie viele katholische Kirchen Berlins in die Häuserfront eingegliedert. Wie Przytarski erläuterte, wurde das Gotteshaus gewählt, weil es zentral liegt sowie hinreichend groß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist. Es hat wie die Kathedrale rund 450 Sitzplätze. In der Sankt-Joseph-Kirche wird besonders des hingerichteten Priesters und Hitler-Gegners Max Josef Metzger (1887-1944) gedacht, der während des Zweiten Weltkriegs in der Gemeinde lebte.

Przytarski betonte, die üblichen fünf Sonntagsgottesdienste in der Kathedrale würden auch am neuen Standort gefeiert. Domkapellmeister Harald Schmitt kündigte an, die musikalischen Angebote der Kathedrale würden ebenfalls weitergeführt.

Der Dompropst räumte ein, dass der multikulturell geprägte Wedding "etwas anderes ist als die edle Stadtmitte". Die Entscheidung für den neuen Standort passe zum Aufruf von Papst Franziskus, die Kirche solle "zu den Rändern gehen". Nach Angaben von Pfarrer Ladislao Alarcon leben in seiner Gemeinde Katholiken aus rund 100 Nationen.

Zu besonderen Anlässen geöffnet

Der Dompropst kündigte an, dass die Hedwigskathedrale nach ihrer Schließung leer geräumt und die Einrichtungsgegenstände eingelagert würden. Zugleich werde sie für die Kuppelsanierung außen eingerüstet. Zu besonderen Anlässen werde die Kathedrale jedoch geöffnet. So übertrage die ARD am 24. Dezember die Christmette "auf der Baustelle". Zudem sei dort am 18. November zum "Welttag der Armen" ein "Essen mit Bedürftigen" geplant und im November eine Ausstellung im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres.

Die Gräber der Berliner Bischöfe bleiben nach Angaben Przytarskis in der Krypta der Kathedrale. Die sterblichen Überreste von Dompropst Bernhard Lichtenberg (1875-1943) werden an dessen 75. Todestag am 5. November dagegen feierlich in die Kirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Plötzensee überführt, die besonders dem Gedenken an die christlichen Gegner der Nationalsozialisten gewidmet ist.

Lichtenberg war ein bekannter Hitler-Gegner und starb auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau. Papst Johannes Paul II. sprach ihn 1996 selig und erhob ihn so zum Vorbild des Glaubens. Nach Abschluss der Bauarbeiten kommt der Sarg Lichtenbergs wieder in die Kathedrale.


Quelle:
KNA