Berlusconi verliert Ansehen bei Katholiken

Kein Vertrauen

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi verliert Ansehen bei den kirchennahen Katholiken des Landes. Besaß Berlusconi im November 2010 noch bei 42 Prozent dieser Gruppe Vertrauen, so waren es Ende Januar nur noch 32 Prozent, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts SWG in Triest ermittelte. Unter den Wählern insgesamt blieb die Zustimmung demnach in diesem Zeitraum konstant bei 33 Prozent.

 (DR)

Seit Berichten über Sex-Parties, angebliche Beihilfe zur Prostitution Minderjähriger und Amtsmissbrauch "schämten" sich 30 Prozent der praktizierenden Katholiken für das Bild Italiens im Ausland; 20 Prozent empfänden "Abscheu" angesichts des Verhaltens von Berlusconi, so die Erhebung.



Für die Umfrage im Auftrag der christsozialen Bewegung in der oppositionellen Demokratischen Partei (PD) wurden laut SWG 4.000 erwachsene Italiener kontaktiert; die Prozentangaben beziehen sich auf 700 Katholiken, die nach eigenen Angaben mindestens einmal wöchentlich die Messe besuchen.



Ein schlechtes Beispiel

Die bisherigen Äußerungen kirchlicher Autoritäten zu den Affären Berlusconis werteten 48 Prozent der Befragten als zu nachsichtig. 35 Prozent bezeichneten Stellungnahmen wie die allgemein gehaltenen Worte des Bischofskonferenz-Vorsitzenden Kardinal Angelo Bagnasco als angemessen. 7 Prozent nannten sie zu streng. 58 Prozent der Befragten bejahten die Aussage, Berlusconi gebe mit seinem Verhalten Jugendlichen ein schlechtes Beispiel.



Eine am Dienstag begonnene Online-Umfrage der katholischen Wochenzeitschrift "Famiglia Cristiana" kommt zu einem noch deutlicheren Ergebnis. Von mehr als 28.000 Abstimmenden bis Freitag erklärten 75 Prozent, sie seien für einen Rücktritt Berlusconis. 23 Prozent sprachen sich für seinen Verbleib im Amt aus, 2 Prozent waren unentschlossen.