Bernhard Vogel sorgt mit Aussage zur Politik für Aufsehen

"Natürlich ist Ramelow gefährlicher als die AfD"

Er war insgesamt 23 Jahren Ministerpräsident, zunächst in Rheinland-Pfalz und nach der Wiedervereinigung in Thüringen. Bernhard Vogel, 91 Jahre alt, hat nun seine Autobiografie vorgestellt. Dabei sprach er über die AfD und die Linke.

Autor/in:
Norbert Demuth
Bernhard Vogel, CDU-Politiker, am 19. Juli 2018 in seinem Garten in Speyer. / © Thomas Lohnes/epd-bild (KNA)
Bernhard Vogel, CDU-Politiker, am 19. Juli 2018 in seinem Garten in Speyer. / © Thomas Lohnes/epd-bild ( KNA )

Der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel (CDU), hat bei der Vorstellung seiner Autobiografie in Speyer mit Bemerkungen zu AfD und Linkspartei für Aufsehen gesorgt. 

Vogel mahnt AfD-Wähler zurückzugewinnen

Vogel mahnte zunächst die etablierten Parteien dazu, AfD-Wähler zurückzugewinnen. "Es darf nicht darum gehen, sich den inhaltlichen Aussagen der AfD anzunähern", sagte Vogel (91) am Dienstagabend in Speyer. 

Bernhard Vogel (li.) mit Teddy Kollek als Portrait (privat)
Bernhard Vogel (li.) mit Teddy Kollek als Portrait / ( privat )

"Es muss darum gehen, die Wähler, die die demokratischen Parteien der Mitte an die AfD verloren haben, zurückzugewinnen."

Vogel betonte: "Die meisten Wähler der AfD wählen die AfD nicht wegen ihres Programms, sondern aus Zorn oder aus Verärgerung über die anderen Parteien." Die Wähler, die deswegen zur AfD abgewandert seien, müssten von den demokratischen Parteien der Mitte zurückgewonnen werden. 

"Das ist entscheidend, um dieser Sache Herr zu werden", sagte Vogel. "Nicht Brandmauer, sondern Rückgewinnung verlorener Wähler", betonte der CDU-Politiker bei der Vorstellung seiner im März erschienenen Autobiografie "Erst das Land: Mein Leben als Politiker in West und Ost" (Verlag Herder).

"Ramelow gefährlicher als AfD: Er ist Ministerpräsident"

Vogel äußerte sich in der Podiumsdiskussion dann auch dazu, dass in einer Rezension seines Buches in der "Süddeutschen Zeitung" (Montag) der Vorwurf erhoben wird, er sehe im thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) eine Gefahr für die Demokratie und vernachlässige die Gefahr durch den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. 

Ministerpräsident Bodo Ramelow (dpa)
Ministerpräsident Bodo Ramelow / ( dpa )

Vogel sagte dazu in Speyer: "Natürlich ist Ramelow gefährlicher als die AfD, weil Ramelow Ministerpräsident ist. Das ist doch logisch, dass man darauf zunächst einmal achtet." Ramelow sei zwar Ministerpräsident einer Minderheitsregierung - "aber immerhin". 

Vogel schreibt in seinem Buch, seine eigenen und Ramelows politische Vorstellungen "könnten unterschiedlicher kaum sein", eine Zusammenarbeit mit der Linken dürfe für die CDU nicht in Frage kommen.

Ramelow: Vogel ist im Kalten Krieg stecken geblieben

Ramelow reagierte am Mittwoch auf Vogels Vorwürfe: "Ich würde, so ich ihn treffe, weiter freundlich grüßen. Leider ist er im Kalten Krieg stecken geblieben, aber mit mir wird weder ein Herr Höcke an die Macht kommen, noch würde ich mit der AfD Mehrheiten erzielen wollen", sagte Ramelow der "Bild"-Zeitung (Mittwoch online). 

Er fügte hinzu: "Ich bleibe bei meiner Haltung und kämpfe nicht gegen demokratische Parteien, aber gegen die Verharmlosung des Faschismus. Meine Hand bleibt für alle Demokraten ausgestreckt."

Vogel sieht Chance für die CDU in Thüringen

Vogel sagte am Dienstagabend weiter, die CDU habe bei den Kommunalwahlen in Thüringen "Gottseidank nicht ganz schlecht abgeschnitten". Das Ziel müsse nun sein, dass eine Regierung unter Führung des Thüringer CDU-Chefs Mario Voigt gebildet werde, "unter Beteiligung von SPD und Grünen und, wenn sie denn in den Landtag kommen sollte, der FDP", riet Vogel. 

Er war in zwei Bundesländern Ministerpräsident: von 1976 bis 1988 in Rheinland-Pfalz und von 1992 bis 2003 in Thüringen. Lange Jahre hatte der CDU-Politiker auch den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung inne.

Bernhard Vogel

Bernhard Vogel, CDU-Politiker, am 19. Juli 2018 in seinem Haus in Speyer. / © Thomas Lohnes/epd-bild (KNA)
Bernhard Vogel, CDU-Politiker, am 19. Juli 2018 in seinem Haus in Speyer. / © Thomas Lohnes/epd-bild ( KNA )
Quelle:
KNA