Berühmte Frauen in der Bibel

"Jede dieser Frauen lässt erstaunen"

Zehn berühmte Frauen aus dem Alten und Neuen Testament stellt das Kinderbuch "Die bekanntesten Frauen der Bibel" vor. Geschrieben hat es die Britin Margaret McAllister, übersetzt hat es die deutsche Politikerin Katrin Göring-Eckardt.

Autor/in:
Das Interview führte Heike Sicconi
Katrin Göring-Eckardt  (dpa)
Katrin Göring-Eckardt / ( dpa )

domradio.de: Hallo, Frau Göring Eckardt, wie kommt es, dass Sie das Buch übersetzt haben?

Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen): Es war einfach ein so tolles Angebot, dass ich schwach werden musste. Es ist ein ganz zauberhaftes Kinderbuch mit wunderbaren Zeichnungen. Die Frauen kommen wirklich in die Mitte, sie kommen ganz selbstbewusst vor, man sieht, was sie alles tun und wo sie überall unterwegs sind. Außerdem macht man als Politikerin oft ganz viele, ganz wichtige Dinge und es war auch schön, mal was ganz anderes zu tun. 

domradio.de: Manchmal transportieren die Geschichten in ihrem modernen Gewandt Frauenrollen, die man sich heute nur schwer vorstellen kann. Zum Beispiel die Geschichte Rahels. Sie muss es ertragen, dass ihr Liebster durch eine List auch mit ihrer Schwester verheiratet wird. Als Rahel dann kein Kind empfängt, führt sie ihm ihr Dienstmädchen zu. Es gibt einen Wettstreit um das Kinderkriegen. Was können wir denn heute mit diesen Geschichten noch anfangen?

Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen): Diese Geschichten sind natürlich alles symbolische Geschichten. Die Rahel-Geschichte ist zwar eine, die sich sehr auf den Mann bezieht, trotzdem ist es aber so, dass die Frau eine eigene Entscheidung trifft und sich überlegt: Was ist jetzt positiv, was ist jetzt gut für mich und wie kann ich es irgendwie besser machen? Insofern ist das eine Geschichte, die zeigt: Auch in schwierigen Situationen wo die Frauen nicht den Überblick über die Lage haben, gucken sie immer noch geradeaus und bleiben bei sich - und das ist das Schöne daran. 

domradio.de: Diese Figuren sind vor allem Mütter und Dienerinnen, keine Politikerinnen oder Gestalterinnen. Was können wir uns trotzdem von Ihnen abgucken?

Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen): Dieses Weitergehen, auch ganz selbstbewusst, zum Beispiel bei Lydia. Die hat ein Unternehmen aufgemacht und sich gesagt: Ich tue das, was ich am besten kann, ich tue das, wofür mir Gott ein Talent gegeben hat. Dann sieht man anderen Stellen den ganz uralten Streit zwischen Maria und Martha. Die eine, die zugehört hat und die andere, die das Essen rangeschafft und für die schöne Umgebung gesorgt hat. Ehrlich gesagt war ich immer sauer und dachte immer: Warum lässt er die Martha so alleine? Inzwischen verstehe ich das total, weil die Frage, welche Prioritäten man setzt, gerade für viele Frauen ganz entscheidend für ihr Leben, aber auch für ihr Umfeld ist. Insofern glaube ich, dass jede dieser Frauen in der Bibel irgendwas hat, das erstaunen lässt. Viele Figuren sind ja auch ganz unbekannt, aber jede von ihnen hat etwas, wo man sich als Frau anlehnen kann, wo man sagen kann: Ja, das ist mir auch schon passiert. Natürlich ganz anders, denn wir leben in anderen Zeiten, aber diese Gefühle oder dieses Zurückgesetzt-sein haben auch viele Frauen heute. Das alles zusammen ist schon sehr großartig. Letztendlich geht es auch darum, diese Frauen sichtbar zu machen.

domradio.de: Welche Frau hat Sie denn ganz persönlich beeindruckt?

Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen): Mich hat die Figur der Lydia beeindruckt, weil sie eine ist, die etwas getan hat, was wir gar nicht so erwarten in der Zeit: Sie hat mit Tüchern gehandelt und war damit sehr erfolgreich. Wenn man sich diese Figur anschaut, sieht man schon, das da etwas sehr Besonderes ist: Sie hat zugehört, sie hat etwas Besonders gemacht und sie war eine selbstbewusste Frau. Das fand  ich schon sehr bemerkenswert.

domradio.de: Könnten Sie sich eine der Frauengestalten aus der Bibel als heutige Politikerin vorstellen?

Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen): Diese Frauen kann man sich alle in der Politik vorstellen, da muss man jetzt gar nicht ewig drüber nachdenken. Das sind alles Frauen, die reden konnten, die sich äußern konnten. Sie hatten einen klaren Willen und haben den auch zum Ausdruck gebracht. Insofern könnten die das alle.


Quelle:
DR